Fabian Bredlow [1]

Diese Vorstellung der "eingespielten Stammelf" ist meiner Ansicht nach überholt. Damit schränkt man sich doch nur selbst in seinen eigenen Möglichkeiten ein, ganz besonders, wenn man eine Mannschaft hat, in der praktisch jede Position gleichwertig mehrfach besetzt werden kann. Und weiterhin begibt man sich in die Abhängigkeit eben dieser Stammspieler und hat größere Probleme, diese zu ersetzen, falls es nötig wird, durch Verletzungen oder Sperren. Und diese wird man immer irgendwann haben. Zudem besteht dann immer die Gefahr, dass die Leute in der zweiten Reihe unzufrieden werden, ganz besonders, wenn der Qualitätsunterschied nur klein ist.

Idealerweise hat jeder Spieler im Kader das Spielsystem derart verinnerlicht, dass die Elf, die auf dem Platz steht, im gleichen Maße eingespielt ist, relativ unabhängig davon, welches Personal nun auf dem Platz steht. Das ist das Ziel, das es anzustreben gilt und auch das, was Köllner mit seinem äußerst flexiblen Spielansatz verfolgt.

Dies gibt einem dann die Möglichkeit, das Personal viel besser auf den jeweiligen Gegner anzupassen, denn jeder Spieler bringt ja schon seine eigenen Qualitäten, aber auch Schwächen mit sich. In der Offensive ist es ja eigentlich schon Gang und Gäbe, dass man rotiert und das Personal so anpasst, um sich die besten Chancen auszurechnen.

In der Defensive inkl. Torwart jedoch vertraut man nach wie vor auf den eingespielten Defensivblock. Aber warum eigentlich? Ist es nicht auch hier sinnvoll, das Personal so anzupassen, dass man den Stärken des Gegners möglichst optimal entgegentritt? Dass man auch in der Defensive rotiert, je nachdem, welche Qualitäten besonders gefragt sind, sei es nun Zweikampf- oder Kopfballstärke, Schnelligkeit, Spielaufbau etc. Und warum da nicht auch den Torwart mit einbeziehen und mal tauschen? Je nachdem ob eher die Stärke auf der Linie oder Strafraumbeherrschung gefragt ist?

Wenn Köllner sagt, dass er die Stammplätze abschafft, dann kommt das in der Öffentlichkeit in erster Linie als eine Art Drohung an die Spieler rüber, dass sich keiner sicher sein darf, jeder sich ständig voll reinhauen muss usw. Aber darum geht es überhaupt nicht, sondern eben genau darum, dass man das Spiel immer optimal anpassen und auf Ausfälle reagieren kann. Dazu kommt v.a. auch der Aspekt der Regeneration, dass man dann eben auch einfacher die Möglichkeit hat, einem Spieler ne Pause zu verschaffen, wenn die Belastung zu groß wird. Besonders wenn man ein sehr laufintensives Spiel betreibt, wie es bei uns der Fall ist. Das ist dann auch hinsichtlich der Verletzungsgefahr von Bedeutung.

Ich finde es sehr gut, dass Köllner einen derartigen Ansatz betreibt. Wir haben einen wirklich starken, ausgeglichenen Kader, wo es andauernd Härtefälle geben wird, weil man einfach nicht alle Spieler in der Startelf unterbringen kann, die eigentlich dorthin gehören. Mit einem derartigen flexiblen Ansatz kann man aber trotzdem jedem ausreichend Einsatzzeiten verschaffen, sich gleichzeitig optimal auf den Gegner einstellen und die Belastung für die Spieler besser dosieren.

Ich muss gestehen, dass ich davon gar nichts halte, weil es für mich darum geht das eigene Spiel durchzubringen und nicht nur (personell) auf den Gegner zu reagieren. Das ist ein Hype, den die beiden, die glauben den Fußball erfunden zu haben (Guardiola und Tuchel), letztes Jahr auf die Spitze getrieben haben - der Erfolg hat ihnen allerdings nicht recht gegeben.

Dafür wurde Leicester City in der Saison 15/16 Meister indem sie 38 mal - Verletzungen und Sperren ausgenommen - die gleiche Elf aufs Feld geschickt haben. Weil es keinen Grund gibt etwas zu ändern, was funktioniert. Weil es gegen das Leistungsprinzip ist, jemand der im letzten Spiel gut gespielt hat aus taktischen Gründen auf die Tribüne zu setzen. Weil auch die Ersatzspieler akzeptieren, dass der Erfolg im Vordergrund steht.

Dass jeder im Team die zugrundelegende taktische Ausrichtung kennen muss versteht sich von selbst, aber die Spieler und Spielertypen sind so unterschiedlich, dass es natürlich Zeit dauert, bis man sich daran gewöhnt hat. Es macht einen massiven Unterschied, ob Leibold oder Spesi hinter mir spielt, wenn ich grad den Flügel entlanglaufe. Wenn ein hoher Ball ins defensive Mittelfeld geschlagen wird, werde ich mit verschiedenen Szenarien rechnen müssen, wenn da Kammerbauer steht und nicht Erras oder Petrak. Es macht einen Unterschied, ob Kirschbaum oder Brelow im Tor stehen, wenn ich als Innenverteidiger überlegen muss, ob ich diesen nah aufs Tor geschlagenen Ball wegköpfen muss oder nicht.

Da geht es um Automatismen, die in der Wettkampfsituation greifen müssen, das kann man im Training mMn nicht in dieser Perfektion erreichen, weil dort halt trotz aller Ernsthaftigkeit nicht die letzten Prozent an Leistung herausgekitztelt werden.

Für mich waren auch die - verletzungsbedingten - ständigen Änderungen in der Hintermannschaft der Hauptgrund dafür, dass wir letztes Jahr eine derart anfällige Defensive hatten. Ich hoffe daher inständig, dass Köllner sich eben doch auf einen Stamm festlegt und nur auf einzelnen Positionen variert. Das Tor ist keine davon, da sollte nur einer stehen und das ist Bredlow. (Damit wäre auch der Bogen zum Thread wieder geschlossen.)
This contribution was last edited by xxandl on Jul 26, 2017 at 6:45 PM hours

Sehe ich anders. Die Argumentation ist zwar schon in gewisser Weise logisch, aber ich denke doch, dass der sportliche Erfolg in dieser Saison mit der Chance auf den Aufstieg die oberste Maxime in dieser Entscheidung sein sollte. Und dementsprechend stets der Torhüter zwischen den Pfosten steht, bei dem man die größtmöglichen Chancen sieht. Dieser Aspekt sollte meiner Meinung nach höher gewichtet werden als die Weiterentwicklung eines Spielers. Bei Aufstieg müsste man sich so oder so fragen, ob man mit der jetzigen Besetzung erstligatauglich aufgestellt wäre.

Allerdings stellt sich durchaus die Frage, was grundsätzlich überhaupt für eine Vertragsverlängerung mit Kirschbaum spricht. Er dürfte recht teuer sein, was das Gehalt betrifft, sicherlich deutlich teurer als Bredlow und leistungstechnisch nehmen sie sich ja dem Vernehmen nach nciht viel. Es mag bisher zwar keine Gründe gegeben haben, Kirschbaum abzulösen, aber eine direkte Schwächung dürfte es wohl nicht bedeuten, wenn man nur mit Bredlow weitermachen würde.

Zum einen geht es ehr um Debüt.
Ich sehe es nicht so, dass der Sprung von Liga 3 in 2 ein größerer wäre als von Jugend (Neuer, Zieler, ter Stegen) in Liga 1. Das mit dem Alter war auch nur, weil dort das "Debüt" dann noch früher gewesen wäre.

Deswegen habe ich Torhüter aufgezählt die wie Bredlow letzte Saison auch aus der 3. Liga in die 2. Liga "aufgestiegen" sind.

Ich sehe es auch schwierig die Leistung eines Torhüters von deinen Zahlen abzuleiten.
Da musst du bei der EM 96 ja ausgerastet sein, als Andi Köpke (32 Spiele 95/96, 60 Gegentore, 4x zu null)
im Tor stand. Mit der Quote war er dann wohl nicht mal unter den Top 10 der deutschen Torhüter. (und auch die Jahre davor war er nach der AUfzählung keine Top3)
Somit sagen wohl Noten und das Spiel an sich auch ein bisl was aus.

Persönlich hab ich ja auch nix gegen den Herrn Bredlow, auch nix gegen Salli oder sonst wen.
Aber wie du auch bei Salli siehst wird ihm ne Pause gegeben.

Auch sehe ich es immer kritisch, wenn man dann versucht (wie bei der Heidenheim Flanke) ihn in Schutz zu nehmen und zu sagen "da war auch noch Abwehr und der und der beteiligt" das mag sicher stimmen, aber am Ende ist es eben der Torwart der da nicht gut aussieht.

Bei Salli in Dresden hat auch keiner gesagt "ist nicht so schlimm, wenn er den allein vorm Tor nicht macht, da sind ja auch andere die in dem Spiel nicht getroffen haben"

Und bei Bredlow geht es ja nicht nur um die Tore, sondern auch um den Spielaufbau.
Da kann man auch wieder sagen, dass sich alle zu wenig bewegen, aber dann muss ich den Ball auch net bei jedem 3. Abschlag ins Seitenaus befördern.
Ich will jetzt auch nix mehr dazu sagen.

Wenn der Trainer (und hoffentlich auch die Mannschaft) volles Vertrauen zu ihm haben ist das super und dann soll er spielen.
Wenn allerdings das Vertrauen sinkt und man im nächsten Spiel wieder zittern muss, dann ist das nicht die beste Voraussetzung ein Spiel zu gewinnen und als Verteidiger locker aufs Feld zu gehen.

Das wirst du als Trainer sicher auch so sehen.

Nun aber die Tatsache an sich bleibt auch mit einem Tag abstand bestehen.

Bredlow ist für mich ein klarer Unsicherheitsfaktor, wenn auch nicht alleinschuldig! Er hat diese Saison 1 klasse Parade gehabt (gg Düsseldorf) der Rest war mittelmässig bis grottenschlecht, ich war ja der Hoffnung das ihm das Kraft und Selbstvertrauen gibt allerdings war das wohl eine fatale Fehleinschätzung. Diese Länderspiele muss genutzt werden um unsere Abwehr einen neuen Leitwolf zuzuteilen und das kann nur Mathenia sein.

Stärker schätze ich ihn auch ein vor allem aber auch Erfahrener in der dirigierung seiner Vorderleute, das ich einfach der Job eines guten Tormannes gefährliche Pässe zu erahnen und seinen Verteitiger dort hin zu dirigieren das er diesen Ball abfangen kann. Auch schätze ich die Ausstrahlung von Mathenia ganz anders ein

Ich finde es auch nicht unsachlich. Torhüter kommen in der Benotung in der Regel besser weg als Feldspieler. Beim Kicker haben die Topleute ihrer Ligen einen Notendurchschnitt von 2,6 bis 2,8. Die Guten einen auf jeden Fall besser als 3,0. Bredlow war schon letzte Saison bei mäßigen 3,18 - in der 2. Liga. Damit gehörte er zu den notentechnisch schwächeren Stammkeepern der 2. Liga. Zweimal glatt 5 mit klaren Fehlern gegen Duisburg und in Dresden und häufi Noten im Bereich 3 bis 4, eben weil er häufig Gegentore fängt, die andere gefühlsmäßig halten.

Diese Saison steht er bei einem für Torhüter bodenlosen Schnitt von 3,71. Als Aufsteiger brauchst du einen Keeper, der dir Punkte rettet, nicht kostet.

Weil der Club ja bekannt ist für seine gute Torwartschule

Ganz ehrlich, die Torwartsituation ist doch seit jeher ein Drama bei uns. Schäfer war für unsere Verhältnisse der richtige, da hatten wir dann auch das Glück, dass er in Stuttgart nicht durchgestartet ist. Egal wen wir sonst geholt haben, überzeugt hat keiner - Vor allem die Verpflichtung hoffnungsvoller Talente ist bisher ständig ein Griff ins Klo, sei es Rakovsky oder Bredlow. Man hat nie das Gefühl, dass mal ein Torwart bei uns besser wird, als er vorher war...

Also sehr überraschend kommt die Situation ja jetzt nicht.
Bredlow war letzte Saison nach kicker-Noten der zweit-schlechteste Stamm-Torhüter der zweiten Liga, schwere Patzer gab es auch da schon einige und seine Unsicherheit in der Strafraumbeherrschung war offensichtlich, auch da hat er desöfteren Flanken unterlaufen.
Dass er sich jetzt über den Sommer nicht urplötzlich zu einem guten Erstligakeeper steigert, war wohl kaum zu erwarten.
Und wenn man dann eben nur jemanden holt, der mit Bredlow auf Augenhöhe agiert, dann ist recht klar, dass man im Tor im Ligavergleich recht schwach besetzt ist.

Auf den Nachwuchs braucht man vermutlich auch nicht zu hoffen, da scheint auch ein bisschen was im Argen zu liegen, Vasilij (und dessen Berater Thomas Ziemer), der von allen am weitesten entwickelt und auch am hoffnungsvollsten ist (war?), waren wohl extrem sauer über die Verpflichtung von Klandt, da ihm dieser den Weg nach oben verbauen würde. Jetzt saß aber Vasilij einige Male auf der Bank, am letzten Spieltag gar nicht Kader, dafür durfte Klandt dann spielen... Weiß nicht, was da los ist, aber macht keinen guten Eindruck...