30. Spieltag: TSV 1860 München - Preußen Münster

Wann: Samstag, 16.03.2024, 14:03 Uhr
Wo: Städtisches Stadion an der Grünwalder Straße
TV: Magenta Sport sowie BR & WDR

Am 28. Juli 1962 tagte der DFB-Bundestag im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhalle. Und um 17:45 Uhr war es dann nach neun Stunden intensiver Beratungen und Diskussionen endlich soweit. Mit 103 zu 26 Stimmen, wurde die Einführung der Bundesliga zum Jahr 1963 beschlossen. Von den 74 Oberligameistern, bewarben sich 46 für die neue oberste Spielklasse. Und die Auswahl der teilnehmenden Vereine war damals sehr umstritten. Doch als am Samstag den 24. August 1963 zum ersten mal der Ball in der 1. Bundesliga rollte, gehörten der TSV 1860 München und Preußen Münster zu den glücklichen acht Mannschaften der 16. Gründungsmitglieder, die mit einem Heimspiel in dieses neue Zeitalter des deutschen Fußballs aufbrechen durften. Während der TSV zum Duell mit den Braunschweiger Nordlöwen vor 34.000 Zuschauern im GWS antrat, empfing der SC vor 38.000 Besuchern (erstes ausverkauftes Spiel der Bundesligageschichte) im Preußenstadion den Hamburger SV, für den damals u.a. Dieter, sowie sein jüngerer Bruder Uwe Seeler aufliefen. Sowohl der TSV wie auch der SCP, gingen mit 1:0 in Führung, mussten sich aber am Ende mit einem 1:1 Unentschieden zufrieden geben. Die historischen ersten Bundesligatreffer für ihre jeweiligen Mannschaften erzielten bei den Löwen der unvergessene Rudi Brunnenmeier und für die Westfalen Falk Dörr. Und am kommenden Spieltag kommt es nun zum achten Aufeinandertreffen dieser beiden Traditionsvereine.

DER GEGNER

Der am 30. April 1906 von Schülern des heutigen Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasiums unter dem Namen "FC Preußen"gegründete Sportclub Preußen 06 e.V. Münster, ist ein Sportverein aus der 320.946 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2022) zählenden kreisfreien Stadt Münster. Damit liegt man auf Rang 20 (von 82) in der Liste der Großstädte in Deutschland. Mein Sohn war im letzten Herbst im Rahmen seines Studiums in Norddeutschland unterwegs und war sehr angetan von der Stadt. Nachdem ich mir diesen knapp sechs Minuten langen Imagefilm angesehen habe, kann ich das durchaus nachvollziehen. Doch zurück zum Sport. Die Farben des SC sind Schwarz-Weiß-Grün und der Verein hat 3.893 Mitglieder (Stand: 14. Januar 2024).

MEISTERSCHAFTEN

• Deutscher Vizemeister: 1951
• Deutscher Amateurmeister: 1994
• Westfalenmeister (8x): 1914, 1921, 1988, 1989, 1992, 1993, 2008 und 2023

POKALWETTBEWERBE

• Westdeutscher Pokalsieger: 1968/69
• Westfalenpokalsieger (6x): 1997, 2008, 2009, 2010, 2014 und 2021

EWIGE TABELLEN

• 1. Bundesliga: Platz 53 von 57 (1 Spielzeit)
• 2. Bundesliga: Platz 38 von 128 (9 Spielzeiten)
• 3. Liga: Platz 6 von 67 (10 Spielzeiten)
• Regionalliga: Platz 7 von 404 (28 Spielzeiten)
• DFB-Pokal: 61 von 886 (28 Spielzeiten)

Überregional sorgte der Verein erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg für Schlagzeilen. In der Saison 1950/51 qualifizierten sich die Preußen als Zweitplatzierter hinter dem Meister der Oberliga West, FC Schalke 04, für die Endrunde zur Deutschen Meisterschaft. Dabei traf man in der Gruppe 2 auf den Hamburger SV, Tennis Borussia Berlin und den 1. FC Nürnberg. Am Ende zog man aufgrund des besseren Torverhältnis gegenüber den punktgleichen Franken, in das Endspiel ein. Mit einer Ente am letzten Vorrundenspieltag, hatte damals der Rundfunksprecher Sammy Drechsel, den Verdacht einer Schiebung beim 8:2 der Preußen über TeBe genährt. Am 30. Juni 1951 kam es dann von 85.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion, zum Aufeinandertreffen mit dem 1. FC Kaiserslautern. Obwohl Felix Gerritzen die Preußen in der 47. Minute mit 1:0 in Führung brachte, musste man sich am Ende durch zwei Tore von Ottmar Walter, für den "Aufgeben keine Option war", mit 1:2 geschlagen geben. Für die Roten Teufel war es die erste von insgesamt vier Meisterschaften und viele der Spieler die in dieser Partie auf dem Platz standen, gehörten 1954 auch zur Weltmeisterelf von Bern. Es ist müßig darüber zu spekulieren, welche sportliche Entwicklung der SCP evtl. genommen hätte, wenn man damals Deutscher Meister geworden wäre. So aber ist diese Finalteilnahme der bisher größte Erfolg in der Historie der Adlerträger. Was ich allerdings nicht wußte ist, dass der Ursprung aller Vereinsmäzene in Deutschland mit dem SCP in Verbindung gebracht wird, wie ihr in diesem interessanten Artikel des 11Freunde-Magazins von 2011 nachlesen könnt: Das Jahr der 100.000.

1963/64 begann für den SC Preußen Münster mit 15 anderen Mannschaften das Abenteuer Bundesliga. Bereits nach der Vorrunde, belegte der Vizemeister von 1951 mit 10 Punkten den vorletzten Rang. Nur der 1. FC Saarbrücken mit 4 Zählern, war noch schlechter platziert. Allerdings stiegen damals nur zwei Mannschaften ab und der Rückstand auf das rettende Ufer, betrug nur einen Punkt. Dort stand Hertha BSC und die Preußen lieferten sich bis zum Saisonende einen spannenden Kampf mit den Hauptstädtern. Nach dem 28. Spieltag, hatte die "Alte Dame" immer noch einen Zähler mehr auf dem Konto, als die Preußen. Münster verlor eine Woche später mit 2:4 bei Werder Bremen. Aber trotzdem hätte es noch für den Klassenerhalt reichen können. Denn zeitgleich ging der TSV 1860 München bereits nach drei Minuten durch ein Tor von Rudi Brunnenmeier mit 0:1 bei Hertha in Führung. Doch die Berliner drehten das Spiel und feierten am Ende einen 3:1 Sieg. Damals galt noch die Zwei-Punkte-Regelung und damit war der Abstieg der Preußen besiegelt. Da half es dem SC auch nichts mehr, dass man am 09.05.1964 (letzter Spieltag) zu Hause mit 4:2 gegen Hertha BSC gewann. Am Ende fehlte ein lächerlicher Zähler zum Klassenerhalt. Danach ist dem Verein bis heute nie mehr die Rückkehr in das deutsche Fußballoberhaus gelungen.

Nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga, spielte der SC Preußen Münster bis zur Saison 1973/74 in der damals zweitklassigen Regionalliga West, konnte sich aber kein einziges mal für die Aufstiegsrunde qualifizieren. In der Spielzeit 1974/75 war man eines der 20 Gründungsmitglieder der 2. Bundesliga Nord, der man dann auch durchgehend bis 1980/81 angehörte. In der Saison 1977/78, verpasste man nur ganz knapp den Aufstieg in das Fußballoberhaus. Im Fußball liegen Glück und Leid eben ganz nah beisammen. Und der SC Preußen Münster gehört wie der TSV 1860 München zu den Vereinen, die dass schon oft am eigenen Leib erfahren mussten. Denn in den ersten sechs Spielzeiten der Nordstaffel, hatte der SCP die Plätze 9, 3, 6, 3, 3 und 10 belegt. Aber ausgerechnet in der Saison 1980/81 die über die Qualifikation für die ab 1981/82 neu eingeführte eingleisige 2. Bundesliga entschied, belegte man nur den 13. Rang. Das war letztlich auch mit ausschlaggebend dafür, dass der Verein auf einmal nur noch drittklassig war. 1988/89 gelang dem SC als Meister der Oberliga Westfalen noch einmal die Rückkehr in die 2. Bundesliga, doch nach zwei Spielzeiten versank man für viele Jahre im Amateurfußball. Erst 2010/11 stieg man als Meister der RL West in die 3. Liga auf, aus der man dann allerdings 2019/20 wieder abstieg. Mit insgesamt 6 Titeln ist der SC Preußen Münster hinter dem SC Paderborn 07 (9x) und noch vor Arminia Bielefeld (5x), der zweiterfolgreichste Verein im Landespokal Westfalen. Am DFB-Pokal nahm man bisher 28x teil. Das erste mal in der Saison 1952/53 und zuletzt 2023/24, als man sich in der 1. Hauptrunde zu Hause dem Deutschen Rekordpokalsieger FC Bayern München mit 0:4 geschlagen geben musste. In diesem Wettbewerb kam man bis jetzt noch nie über das Achtelfinale (4x) hinaus.

GEMEINSAMKEITEN ZWISCHEN LÖWEN UND PREUSSEN

Als erstes fällt mir in da der derzeitige Sportiche Leiter des TSV Neuried, Oliver Beer, ein. Der 44-jährige ehemalige Jugendspieler und spätere Nachwuchskoordinator beim TSV 1860 München, absolvierte insgesamt 45 Spiele für den SC Preußen Münster. Darüber hinaus schnürten auch Dieter Agatha, Werner Anzill, Aaron Berzel, Adriano Grimaldi, Moritz Heinrich, Martin Kobylanski, Miguel Pereira und Benjamin Schwarz ihre Fußballschuhe für beide Klubs. Benno Möhlmann war Spieler (u.a. 150 Zweitligapartien) und Trainer bei den Preußen und darüber hinaus auch einmal Löwentrainer.

BEKANNTE EHEMALIGE PREUSSEN

Der Trainer des SV Waldhof Mannheim, Marco Antwerpen, sowie der Coach der TSG 1899 Hoffenheim, Pellegrino Matarazzo, waren beide als Spieler für Münster aktiv. Ebenfalls das Trikot der Preußen haben u.a. Ansgar Brinkmann, Fiffi Gerritzen, Siegfried Held (EP-Sieger mit Borussia Dortmund), Erwin Kostedde, Josef Lammers, Marek Lesniak, Christoph Metzelder (u.a. Meister mit Real Madrid und Dortmund), Alfred "Adi" Preissler (zweifacher Meister mit dem BVB), Friedel Weghorst und Ralf Zumdick getragen.

AKTUELLE SPORTLICHE SITUATION

In der Saison 2019/20 ging der Deutsche Vizemeister von 1951, nach einer 0:1 Heimniederlage am 20. Spieltag gegen den TSV 1860 München, als Tabellenvorletzter der 3. Liga in die Winterpause. Obwohl der ab 01.01.2020 unter Vertrag genommene Sascha Hildmann den Verein nicht mehr vor dem Abstieg retten konnte, hielten die Verantwortlichen an ihm fest. Danach verpasste man 2020/21 als Tabellendritter und 2021/22 als Vizemeister, zweimal nur ganz knapp die Meisterschaft in der RL West. 2021/22 übrigens nur aufgrund der um drei Treffer schlechteren Tordifferenz gegenüber Rot-Weiss Essen. Doch auch davon liess man sich in Münster nicht aus der Bahn werfen und 2022/23 stieg man 13 Punkten Vorsprung auf den Wuppertaler SV wieder in die 3. Liga auf. Aktuell spielen die Preußen eine bärenstarke Saison und ich traue ihnen durchaus den Durchmarsch in die 2. Bundesliga zu. Diese Erfolgsgeschichte zeigt mal wieder dass es sich durchaus lohnen kann, einem Trainer genügend Zeit einzuräumen, um eine erfolgreiche Mannschaft zu formen. Passend dazu haben Sascha Hildmann sowie sein Co-Trainer Louis Cordes, in der letzten Woche ihre Verträge beim SCP bis 30. Juni 2026 verlängert.

Vor der Saisonrekordkulisse von 11.845 Zuschauern (das Stadion befindet sich im Umbau), kamen die Preußen gestern zu einem 1:0 Arbeitssieg über den HFC (HIGHLIGHTS). Es war der fünfte Erfolg in Serie für den Aufsteiger. Von den letzten 10 Begegnungen haben die Adlerträger - bei insgesamt sieben Erfolgen - kein einziges Spiel verloren. Nach 29 absolvierten Partien hat der SCP als Viertplatzierter der Tabelle 49 Zähler auf dem Konto und sitzt damit dem Spitzentrio Regensburg, Dresden und Ulm im Nacken. Das Prunkstück des Liganeulings ist ohne jede Frage die Offensive. So ist man aktuell mit 51 erzielten Toren vor dem FC Ingolstadt 04 (50) und Dynamo Dresden (49), die Nummer 1 in der Liga. Was die Anzahl der Gegentreffer betrifft, kann man aber mit 37, nicht mit dem derzeitigen Spitzenquartett Dresden, Saarbrücken, Unterhaching und 1860 (jeweils 30), mithalten. Wobei die SpVgg heute gegen den MSV Duisburg ran muss und außerdem noch ein Nachholspiel zwischen Saarbrücken und der Vorstadt aussteht.

Im Halbfinale des Landespokal Westfalen, wartet in der Länderspielpause am 23.03.3024 mit einem Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld, ein richtig dicker Brocken auf den SCP. Deutlich besser hat es da der SC Verl erwischt, der in der anderen Paarung zu Hause den abstiegsbedrohten Regionalligisten SV Lippstadt 08 empfängt. Die Scorerwertung der Preußen führen die drei Stürmer Joel Grodowski mit 20 (17+3), Malik Batmaz 17 (15+2) und Gerrit Wegkamp 13 Punkten (8+5) an. Dahinter folgen Marc Lorenz (LV) mit 7 (1+6) und Niko Koulis (IV) 6 (5+1) sowie Daniel Kyerewaa (OM) 6 (3+3).

Wie groß aktuell die Euphorie in Münster ist, zeigt ein Blick auf die Zuschauerzahlen. Mit 10.169 Besuchern pro Heimspiel, belegt man den 7. Platz im Ranking der Drittligisten. Das letzte mal dass der SCP am Saisonende eine fünfstellige Besucherzahl vorweisen konnte, liegt übrigens schon sehr lange zurück. 1989/90 besuchten durchschnittlich 10.089 Fußballfans die Heimauftritte im Preußenstadion. Damals spielte die Mannschaft aber noch in der 2. Bundesliga. Auch in der Fremde, können sich die Westfalen auf ihre Fans verlassen. Zu den bisherigen Auswärtsspielen wurde die Mannschaft durchschnittlich von 953 Fans begleitet. Damit belegt man hinter RWE (2.147), 1860 (1.841), Dynamo Dresden (1.825), Arminia Bielefeld (1.489) sowie dem 1. FC Saarbrücken (980), den sechsten Rang im ligaweiten Vergleich. Das man in Münster rocken kann zeigt dieses Video, in dem auch einige schöne Bilder und Choreos vom Preußen-Anhang zu sehen sind: SC Preußen Münster - Mein schönster Fluch.

DIE LAGE BEI UNSEREN LÖWEN

Trotz der beiden für mich unglücklichen Niederlagen gegen die Ulmer Spatzen (0:1 unter freundlicher Mithilfe von SR Tom Bauer), sowie am Freitag mit 1:2 in Dresden, bin ich nach wie vor guter Dinge, was die weitere Entwicklung der Mannschaft unter unserem Coach Argirios Giannikis betrifft. Zumal wir in beiden Partien absolut konkurrenzfähig waren. Ich hab' erst vor kurzem live erlebt, wie Dynamo im eigenen Stadion Rot-Weiss Essen förmlich an die Wand gespielt hat. Aber der überragende Torhüter Jakob Golz sorgte dafür, dass RWE am Ende mit einem glücklichen 2:2 nach Hause fahren konnte. Dagegen haben unsere Jungs den Sachsen über weite Strecken im Hexenkessel Rudolf-Harbig-Stadion paroli geboten und sich nach dem 0:1 Rückstand nicht aus dem Konzept bringen lassen. Mit etwas mehr Spielglück, hätten wir sogar als Sieger vom Platz gehen können. Auch in unserer TM-Löwen Community gab es im dazugehörigen STT, wieder zahlreiche positive Einschätzungen zur Leistung unserer Mannschaft. Das wir alle keine Tomaten auf den Augen haben, bestätigen darüber hinaus zwei Kommentare von Anhängern der SGD:
















BILANZ UND PROGNOSE

Wettbewerbsübergreifend trafen die beiden Vereine bisher 7x aufeinander. Dabei spricht die Bilanz mit 2 Siegen, 4 Unentschieden und 1 Niederlage, knapp für unsere Löwen. Die letzte Partie am 11. Spieltag der laufenden Saison in Münster endete 1:1. Joel Zwarts brachte uns dabei in der 54. Spielminute mit 0:1 in Führung. Simon Schreder sorgte in der 87. Minute für den Ausgleich und anschliessend liess der in dieser Saison leider glücklose Albion Vrenezi, noch eine Riesenchance zum Siegtreffer liegen: HIGHLIGHTS.

Nach den bisher unter Argirios Giannikis gezeigten Leistungen, brauchen wir uns vor dem Spitzenreiter der Rückrundentabelle nicht zu verstecken. Nicht nur weil in dieser bekanntlich engen 3. Liga in jedem Spiel immer (fast) alles möglich ist habe ich ein sehr gutes Gefühl, dass wir am kommenden Samstag einen Heimsieg auf Giesings Höhen erleben werden. Doch selbst im Falle einer Niederlage gegen ein weiteres Top-Team der Liga bin ich mir absolut sicher, dass wir bereits sehr bald auch den rechnerischen Klassenerhalt in der Tasche haben werden. Genau wie @Jojo1860 freue ich mich jetzt schon sehr auf die Spielzeit 2024/25. Aber jetzt bin ich erst mal gespannt auf eure Aufstellungen und Einschätzungen zum letzten Pflichtspiel vor der Länderspielpause.
This contribution was last edited by ScottishLion on Mar 10, 2024 at 4:48 AM hours