7. Spieltag: 1.FSV Mainz 05 - SV Darmstadt 98

Am siebten Spieltag der Bundesliga-Saison 2016/17 muss der SV Darmstadt 98 zu seiner Auswärtsbegegnung keine weite Reise unternehmen. Am Sonntag, 16. Oktober, geht es zum FSV Mainz 05. Anstoß ist dort um 15.30 Uhr.

Kein wirkliches Derby
Aufgrund der räumlichen Nähe zwischen der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz und der Wissenschaftsstadt im Südhessischen könnte man fast geneigt sein, von einem Derby zu sprechen. Doch der Begriff passt nicht wirklich. Zu lange herrschte fußballerische Funkstille zwischen den beiden Clubs, die in 22 Jahren zwischen Mai 1993 und Oktober 2015 kein einziges Mal aufeinandertrafen. Zuvor duellierte man sich immer wieder mal in den verschiedenen Spielarten des Unterhauses, die es so im Laufe der Jahrzehnte gab. Zum Wiedersehen kam es dann erst mit der überraschenden Rückkehr der Lilien in die Beletage des deutschen Fußballs vor rund einem Jahr.

Die widerspenstigen 98er hatten damals sofort – und nun auch wieder im zweiten Jahr in Folge – von der Fachwelt das Etikett „sicherster Absteiger aller Zeiten“ verpasst bekommen. Dass es nicht gleich nach der ersten Saison sofort wieder nach unten ging, gehörte für viele Experten in die Kategorie der Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Die Lilien dagegen setzen auch im zweiten Bundesliga-Jahr wieder alles daran, aus der Ausnahme die Regel zu machen. Anders als die Darmstädter Drittliga-Durchstarter haben sich die Mainzer dagegen über Jahre hinweg kontinuierlich auf den Aufstieg in die Bundesliga vorbereiten können – und sind inzwischen ein anerkanntes Mitglied der noblen Gesellschaft, als solches sehr solide im Tabellenmittelfeld unterwegs, bisweilen mit Ausschlägen nach unten und nach oben.

Respekt und Anerkennung
Für das in Mainz Erreichte zollen die meisten Lilien-Liebhaber dem FSV Respekt und Anerkennung – allenfalls durchzogen von einem leichten Stirnrunzeln beim Gedanken daran, dass die in Darmstadt ansässige Entega einige Jahre lang als Trikotsponsor einen finanziellen Beitrag zur Bundesligatauglichkeit der Mainzer geleistet hat, während sich der Energieversorger vor der eigenen Haustür mit seinem monetären Engagement deutlich stärker zurückgehalten hat. Und vielleicht ist dem einen oder anderen auch die kurzfristige Entrüstung vom Sommer 2015 in Erinnerung, als ein Fußballer, den die 98er für sich an Land zu ziehen versucht hatten, am Ende überraschend bei Mainz unterschrieb. Schwamm drüber!

Wechselspiele
Tatsächlich für beide Vereine kick(t)en dagegen die heutigen 05er Danny Latza und Leon Balogun, die allerdings an diesem Sonntag beide verletzungsbedingt fehlen werden. In umgekehrter Richtung wechselte Junior Diaz nach Darmstadt – und zog inzwischen nach Würzburg weiter. Außerdem kamen die beiden Torhüter Wetklo und Mathenia vom Rhein an den Woog. Während Routinier Wetklo die Lilien schneller wieder verließ als die Tinte seiner Vertragsunterschrift trocknen konnte, entwickelte sich Mathenia zu einem sicheren Rückhalt der 98er und leistete damit einen wesentlichen Beitrag zum unerwarteten Klassenerhalt, ehe er seinen sicheren Stammplatz in der ersten Lilien-Elf gegen einen fast ebenso sicheren Platz auf der Bank des Hamburger SV eintauschte.
In der Saisonvorbereitung sah es zudem sehr lange danach aus, dass auch Maximilian Beister von Mainz nach Darmstadt wechseln könnte – aber Ende kam der Deal nicht zustande und der Flügelstürmer flog in der Zwischenzeit sogar aus dem Kader der zweiten Mainzer Mannschaft.

Saisonstart
Die 05er mussten zu Saisonbeginn den Abgang von Stammtorhüter Loris Karius nach Liverpool verkraften. An seiner Stelle hütet nun Jonas Lössl den Kasten. Nach sechs Partien belegt Mainz den elften Tabellenplatz nach Niederlagen in Dortmund und daheim gegen Leverkusen, einem spektakulären 4:4-Unentschieden gegen Hoffenheim und einem weniger spektakulären torlosen Remis in Wolfsburg sowie Siegen in Augsburg und in Bremen. Der Darmstädter stellt fest: Bislang kein Heimsieg der Mainzer in dieser Saison. Wäre ja nicht schlecht, wenn diese Serie noch einen Spieltag länger Bestand hat.

Stabilität, Sicherheit, Sulu
Die Lilien standen – anders als in der Vorsaison – in dieser Spielzeit schon einmal auf einem Abstiegsplatz. Allerdings nur genau einmal: nach dem ersten Spieltag. Schon seit dem dritten Spieltag haben die 98er Platz 14 für sich gepachtet. Um den zu halten, müssten sie aber vermutlich schon einen Punkt aus Mainz entführen. Ausgeschlossen ist das sicher nicht – gerade nach der Rückkehr unseres wieder genesenen Capitanos und Abwehr-Stabilisators Aytac Sulu und aufgrund der Tatsache, dass so langsam aber sicher immer mehr von der Handschrift des neuen Trainers Norbert Meier sichtbar wird: Die Automatismen im Spiel nach vorne entwickeln sich stetig – die Defensivarbeit klappt immer besser, die Mannschaft findet sich Stück für Stück.

(Fast) alles ist drin
Trotz dieser positiven Signale sollten die Anhänger der Lilien angesichts einer durchaus schlagkräftigen Mainzer Truppe für alle Fälle gerüstet sein. Denn zu erwarten ist ein enges Spiel, in dem Kleinigkeiten den Ausschlag geben können. Solange die 98er ihre klassischen Tugenden auf den Rasen bringen, mit denen sie seit Sommer 2015 schon so manchem Gegner den letzten Nerv geraubt haben, und dazu noch den einen oder anderen gefährlichen Angriff nach vorne tragen, werden die Fans schon recht zufrieden sein. Und wenn unsere starken Stürmer die Bölle-Buwe gar zum Auswärtssieg schießen sollten, könnten die Lilien in der Tabelle weiter vorrücken und eventuell sogar an unserem Heimspielgegner des Folgespieltags, dem VfL Wolfsburg, vorbeiziehen.

Freuen wir uns auf ein spannendes und faires Spiel!
This contribution was last edited by vfb4ever on Oct 11, 2016 at 7:08 AM hours