9. Spieltag gegen Giesing: Derby, ausverkauft.

...denn: Ja, was soll man da große Worte machen. Der Termin spricht für sich. Am Mittwochabend, 19.00 Uhr, steigt das erste Derby im Sportpark seit Dezember 2007. Seitdem haben beide Mannschaften Ab- und Aufstiege erlebt. Und acht mehr oder minder erfolgreiche Spieltage in der Saison 18/19. Zuletzt gab's für beide je nur einen Punkt aus den letzten beiden Spielen. Vielleicht ja auch, weil Derby eben doch etwas Ausnahmezustand ist...

Die Ausgangslage:
Die 3. Liga hat am vergangenen Wochenende getan, was sie gerne mal tut: Sie hat sich etwas zusammengeschoben. Der KFC Uerdingen _hätte_ der SpVgg mit einer Niederlage in Karlsruhe die Chance zur erneuten Tabellenführung gegeben. Die hat unsere Elf mit einem 3:3 beim Letzten in Meppen liegengelassen. Gefreut hat's unter anderem Osnabrück, besagten KSC und Halle, die jetzt auf Tuchfühlung mit den direkten Aufstiegsplätzen sind.
Aber die Tabelle ist nach sieben Spielen ohnehin weiter nur begrenzt aussagefähig. Die Stimmung in Haching pegelt sich jedenfalls (trotz Platz 2) auf einen etwas vorsichtigeren Optimismus ein. Erst eine Niederlage gegen starke Würzburger, dann ein Unentschieden als wenig bissiger Gast in Meppen zeigen: Vom echten, zwingenden Aufstiegskandidaten ist die SpVgg dann doch noch ein Stück entfernt - dazu braucht es schon Sahnetage und ein wenig Glück.
Ein Hauptschauplatz ist meiner Meinung nach weiter die Balance zwischen Offensive und Defensive. Viel gerügt war zuletzt die Aufstellung auf den Außenverteidigerpositionen worden. Alex Winkler und Seppi Welzmüller brachten tatsächlich nicht den großen Schub nach vorne die Linie lang - dafür gab's nie mehr als ein Gegentor mit den beiden in der Startelf. Nur gegen Würzburg wurden dann offensiv die Ideen knapp. Mit den gelernten AVs Bauer und Dombrowka gab's auf einmal weniger Griff in der Defensive. Dafür war Dombrowka an unseren 2:1- und 3:3-Treffern indirekt beteiligt.
Fakt ist: Mit der Liga ist nicht zu spaßen - insbesondere ohne Lucas Hufnagel im Kader.
Fakt aber immerhin auch: Trotz einem Punkt aus zwei Spielen ist die Ausgangslage weiter vergleichsweise entspannt. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge beträgt immerhin sieben Punkte. Auch der TSV 1860 auf Rang 8 ist vier Punkte entfernt.
Und einen Fun Fact hab ich auch noch im Köcher: Mit SpVgg und 1860 treffen am Mittwoch die zweitbeste und die beste Offensive der Liga aufeinander. 15 bzw. 16 Tore stehen zu Buche. Mithalten können da nur die Würzburger Kickers. Auch, wenn man das dem Spiel vergangene Woche nicht wirklich angesehen hatte...

Der Gegner:
Spieltag 8 - und wir treffen schon auf den dritten Aufsteiger. Nach Uerdingen (3:1) und Cottbus (2:2). Aufsteiger ist der TSV 1860 nämlich, so ungewohnt das klingt. Nach 10 Jahren Bundesliga und 13 Jahren zweiter Liga ereilte die Giesinger 2016/17 mit einer etwas wirr zusammengekauften Söldnertruppe der sportliche Abstieg in der Relegation gegen Jahn Regensburg - und am grünen Tisch der investoreninduzierte "Durchmarsch" in die RL Bayern.
Seither wurden bei unseren Nachbarn die Karten neu gemischt. Keine Namen mehr aus dem internationalen Fußball und keine Allianz Arena. Stattdessen bastelte Löwen-Urgestein Daniel Bierofka im Grünwalder eine eher regionale geprägte Regionalliga-Elf - der dann in den Fußstapfen unserer SpVgg auch der Aufstieg in die 3. Liga gelang. Wenn auch nicht ganz so überzeugend: In der Saison gab's einige zähe Spiele zu bestaunen, gegen Saarbrücken in der Relegation wurde lange gezittert.
Vor dieser Saison gab's dann doch einige "namhaftere" Zugänge. Wobei "namhaft" im Vergleich zu früheren Zeiten durchaus in Anführungszeichen stehen darf. Mit Quirin Moll und Marius Willsch kamen unter anderem zwei alte Hachinger Bekannte an die Grünwalder Straße. Viel Aufmerksamkeit zieht nach wie vor Stürmer Adriano Grimaldi (Ex-Münster und -Heidenheim) auf sich - auch, wenn der "Ochsensturm" mit Kollege Sascha Mölders bereits seit einigen Spieltagen gesprengt ist. Zwei Tore und sechs (!) Assists sind jedenfalls eine sehr ordentliche Statistik. Gut läuft es auch für RL-Neuzugang Alessandro Abruscia im offensiven Mittelfeld. Weniger beeindruckend gestartet ist Flügelspieler Stefan Lex - an dem wir angeblich auch dran waren. Er stand erst 116 Minuten auf dem Rasen.
Insgesamt zeigen sich die Giesinger auf Augenhöhe mit der Liga. Wobei der Sturm nicht nur auf dem Papier der stärkere Mannschaftsteil ist. Vergangene Saison wackelte die Reihe Steinhart-Mauersberger-Weber-Weeger immer wieder mal - völlig behoben haben die Neuzugänge Simon Lorenz (VfL Bochum) und Herbert Paul (Schweinfurt 05) die Probleme bislang nicht.
Und dann gibt's natürlich noch die große Historie des "kleinen Derby". Die den Titel "Historie" in diesem Fall zurecht trägt: Seit knappen 11 Jahren gab es kein direktes Aufeinandertreffen mehr - die letzten Bilder (https://youtu.be/yo-X2g61LnQ) stammen noch aus einer anderen Fußball-Ära.
In der Bundesliga- und Zweitliga-Phase von 1999 bis 2007 hatte 60 zunächst ganz oft ganz alt ausgesehen. Von 2000 bis 2006 gab es keinen Liga-Sieg der Löwen, dafür drei Unentschieden und fünf Siege für die SpVgg, bei einem Torverhältnis von 19:8 Toren. Ehe ausgerechnet im Auswärtsspiel in der Allianz Arena im Frühjahr 2007 der Zweitliga-Abstieg Hachings besiegelt wurde - unter mehreren merkwürdigen Abseitsentscheidungen und dem bereits thematisierten Spott übers Stadionmikro.
Nun also gibt's wieder ein Zusammentreffen. Die Ausgangslage dabei: 2. (SpVgg) gegen 8. (TSV 1860), Vorjahresneunter gegen Aufsteiger aus der RL Bayern... - und am Ende werden die Karten einfach doch neu gemischt.

Die Aufstellung:
Als direkt gelungen dürfte das Experiment mit Bauer und Dombrowka auf den Flügeln nicht angesehen werden. Die kleine Crux: Etwas stärker waren aus meiner Sicht in beiden Konstellationen die Linksverteidiger (Winkler, Dombrowka). Fraglich ist, ob der wichtige Lucas Hufnagel wieder fit ist - unwahrscheinlich scheinen mir Einsätze von Schwabl und J.P. Müller. In jedem Fall dürfte einiges dafür sprechen, wieder zur stabileren Formation aus dem Würzburg-Spiel zurückzukehren. Schimmer hat in der Offensive nicht so viel gebracht, als dass man Bigalke auf der Sechs riskieren müsste - da würde ich Orestis mit seiner Physis bevorzugen. _Falls_ Hufnagel nicht fit wird.

Königshofer - Winkler, Greger, Endres, Welzmüller (Bauer) - Stahl, Hufnagel (Orestis) - Porath, Bigalke, Marseiler - Hain

Der Tipp:
Ich denke, auch wenn zumindest die 60er für die ersten 20 Minuten einen Stimmungsboykott (gegen den DFB) planen, wird es ein Spiel unter sehr eigenen atmosphärischen Voraussetzungen. Ein knallvoller Sportpark, spätestens ab Minute 20 Lärm und DFB-Pokal-Stimmung. Und hier wie da stehen (anders als 2007) auch nicht nur mit allen Wassern gewaschene Bundesliga-Profis auf dem Rasen, sondern auch so einige junge Spieler aus der Region, denen das Match durchaus etwas bedeutet.
Das macht die ganze Nummer aus meiner Sicht etwas unberechenbar - zumal beide Teams am Wochenende vielleicht nicht die ganzen 100 Prozent rausgehauen haben. Auf dem Papier sehe ich ganz leichte Vorteile auf unserer Seite. Vor allem, wenn es gelingt, die Defensive dicht zu halten (uuunnglaublich zwingend war es nicht, was ich bisher von 1860 gesehen hab - sie nutzen aber durchaus dann und wann ihre Chancen) und vorne geduldig auf die eigene Gelegenheit hinzuspielen. Etwa so, wie gegen Würzburg. Nur vorne wie hinten etwas konsequenter. Dringend vermeiden sollte unser Team frühe Rückstände, größe Abstände (zum Gegner) und die Gefahr, sich auf dem Rasen provozieren zu lassen. (Ja, ich schaue Sascha Bigalke an. ) Klappt das, dann bin ich optimistisch, dass ein knapper Sieg drin ist. Ein 2:1, vielleicht sogar ein nüchternes 1:0.

Auf jeden Fall wünsch ich uns allen viel Spaß beim Fußball-Fest im Sportpark. 15.000 Menschen drin - das bitte ausführlich genießen. Außerdem gerne alle mitschreien, um die atmosphärische Unterlegenheit möglichst gut auszugleichen. Es gibt gegen die Gäste eine Scharte aus 2007 auszuwetzen. Wäre ein Hammer, wenn das auf dem Rasen klappt.
Anschließen möchte ich mich aber auch dem Kollegen Threadersteller aus dem Forum der Blauen: Wettstreit soll es fußballerisch und stimmlich sein. Ansonsten möge sich bitte niemand provozieren lassen, von was oder wem auch immer. Friede und Freundlichkeit kommen im Sportpark zuerst - auch am Mittwoch. Das nur zur Sicherheit.

Und dann heißt's jetzt: Derby-Time. AUF! GEHT'S! HACHING!
This contribution was last edited by WuRst on Sep 25, 2018 at 5:28 PM hours