10. Spieltag: Die Hertha zu Gast im Opernhaus München (3:2)

Herzlich Willkommen meine Damen und Herren!

Am Samstag den 26. Oktober, 15.30 Uhr, steht für unsere Herthaner der wohl leichteste Job der gesamten Spielzeit an. Es handelt sich hierbei um eine Komparsenrolle im Opernhaus München, vom Pöbel ab und an auch Allianz Arena genannt.

Hier, in dem Kultur-Epizentrum des blauen Planeten weiß der Zuschauer ganz genau, was er für sein Geld erwartet: Alle zwei Wochen werden sie Zeuge eines grotesken Rituals auf, das daraus besteht, dass elf der stärksten, bekanntesten und besten Männer ihreres Fachs auf minimalistischen Bühnenbild eine hochkarätige Show abliefern und die elf Gäste - aus allen Regionen des Landes angekarrt - dabei aufs äußerste demütigen indem sie grazil um sie herum tanzen, wirbeln und dabei mit einem runden Untensil dem Gegenüber vor der Nase rumwedeln, immer leicht außer Reichweite versteht sich.

Dieses Ritual hat sich durch das regelmäßige Ausführen derart verselbstständlicht, dass die Zuschauer gereizt reagieren, sollte die Akteure einmal aus der Rolle fallen. Dies wird dann gerne mit dem Einstellen des Gebrauchs von Klatschpappen (Anm. der Redaktion: Klatschpappe: gefaltetes und beschichtetes Blatt Papier mit dem der gemeine Opernzuschauer in der Regel durch schnelles Schlagen auf wahlweise die eigene Hand oder das Tribünengeländer seine Zustimmung demonstriert und den Darstellern zeigt, dass er seine Rolle zufriedenstellend abspult. Im Opernhaus München seit Jahren eine feste, nicht wegzudenkende Institution.) und fast obligatorischen Pfiffen während der Pause vor dem 2. Akt quittiert.

Soweit wird es aber - da sind sich die meisten der Operngänger sicher - an diesem Samstag nicht kommen. Zu routiniert und eingespielt ist das eigene Ensemble mittlerweile, zu bourgeois und laienhaft hingegen die Komparsen aus Berlin. Zwar haben diese in ihrem heimischen Theater schon die ein oder andere spektakuläre Show in dieser Spielzeit abgeliefert und die ein oder andere gute Kritik erhalten, auf fremden Bühnen ist ihnen der Applaus bisher aber meist verwehrt geblieben. Zudem lieferten sie gerade im Münchener Opernhaus in vergangenen Jahren wirklich erstklassige Komparsen ab und vermieden es geschickt ihren bajuwarischen Gastgebern die Show zu stehlen.

Das genaue Line-Up der Hauptdarsteller ist noch nicht bekannt, da sich die Truppe heute noch zu einem kleinen Vorspiel gegen tschechische Schauspielpraktikanten bequemt und es sein kann, dass der ein oder andere dann am Samstag seine verdiente Pause bekommt. Im Grunde ist dies aber auch nur nebensächlich, da jede Rolle mindestens dreifach und gleichwertig ersetzbar ist.

Trotz ihrer vermeintlichen Nebenrolle, hier auch die Namen der Berliner Komparsen, die voraussichtlich in so oder so einer ähnlichen Besetzung die Münchener Bühne betreten werden. Auf das man sich vielleicht noch ein oder zwei Tage nach der Aufführung an den ein oder anderen erinnern möge:

Der Choleriker: Kraft, Thomas
Der Leibwächter des Superstars: Pekarik, Peter
Die menschliche Mauer 1: Langkamp, Sebastian
Die menschliche Mauer 2: Lustenberger, Fabian
Das Kinn: van den Bergh, Johannes
Das fernöstliche Kampfschwein: Hosogai, Hajime
Das skandinavische Kampfschwein: Skjelbred, Per
Der alte Mann: Kobiashvilli, Levan
Tunesischer Flitzer 1: Allagui, Sami
Tunesischer Flitzer 2: Ben-Hatira, Änis
Der Salsa-Tänzer: Ramos, Adrian

Vorhang auf, Bühne frei!
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