Erwartungen an die Saison 2023/24

Der HSV startete mit bisher nicht gekannter Kontinuität in die fünfte 2.Liga-Saison, erreichte punktetechnisch seine beste Saison, landete aber trotzdem nur auf dem 3. Platz und war in der Relegation klar unterlegen. Dem Zuschauerzuspruch schien dies keinen Abbruch getan zu haben, ganz im Gegenteil, das Stadion war nicht nur regelmäßig ausverkauft, die Fans unterstützen die Mannschaft lautstark. Die meisten Fans sind offensichtlich von dem Konzept der HSV-Führung und dem Fußball unter Walter grundsätzlich überzeugt, Kritik an den Verantwortlichen aufgrund des abermals verpassten Aufstiegs war kaum zu vernehmen. Insofern startet der HSV nun in seine sechste 2.-Liga-Saison.

Alle Jahre wieder ist nicht nur ein bekanntes Weihnachtslied, sondern auch ein Motto Ausblick in die gerade gestartete Saison zu nehmen. Wenn man sich mal mit dem Begriff „Erwartungen“ beschäftigt, ist man erstaunt in wie vielerlei Hinsicht dieser Begriff in den verschiedenen Wissenschaften genutzt wird. Man kann aber auch die Absicht verfolgen völlig erwartungslos zu sein. Was würde sich ändern? Wir könnten uns dann am Augenblick erfreuen und würden nicht verzagen, wenn alles ganz anders käme. Vielleicht gar nicht so schlecht, bedenkt man die vielen Erwartungsenttäuschungen der letzten Jahre. Oder wird einem der Spaß genommen, die Gedanken, die die meisten sowieso im Kopf haben, einmal zu „Papier“ bringen zu können?

Die dritte Saison in der Kombination Boldt/Walter spricht für eine lange nicht gekannte Kontinuität, ein Bestandteil des sog. Fundaments, welches geschaffen worden sein soll. Eine Kontinuität gibt es auch im Kader, Leistungsträger wie Glatzel, Reis oder DHF konnten von weiteren gemeinsamen Weg beim HSV überzeugt werden. Zudem scheinen Schwachstellen in der Kaderbreite durch Neuzugänge, zu denen sich noch weitere gesellen werden, beseitigt worden. Die Ausgangssituation erscheint nicht nur stabil und gefestigt, sondern nominell verbessert.

Aber was bedeutet dies und die externen Zugänge für den Nachwuchs, der zwar phasenweise enger an die erste Mannschaft heranrückte, aber sich nicht wirklich etablieren konnte bisher, sogar David’s Position erscheint gefährdet. Es entbehrt nicht einer gewissen „Tragik“, dass hier nicht gewollte Nachwuchskräfte wie Pfeiffer, Ronstadt, Kwarteng oder Kaufmann dieser Saison 1. Liga spielen. Und dies ohne wenigstens Einnahmen zu erzielen. Viele Junioren haben den Klub ebenfalls verlassen. Macht es sportlich und ökonomisch weiterhin Sinn rd. 10 Mio/Jahr für den Nachwuchs auszugeben? Was bedeutet dies ggf. auch für Spieler wie Königsdörffer oder Benes? Wird Mikelbrencis, für viel Geld verpflichtet, noch den Anschluss finden?

Vor diesem Hintergrund sollten die Erwartungen bei den Verantwortlichen eigentlich steigen, Boldt äußert sich diesmal aber vorsichtiger:

https://www.youtube.com/watch?v=i9InzO8G5HQ&t=2s

Die Defensive war durchaus ein Problembereich in der letzten Saison, nicht nur personell, auch spieltaktisch. Wird Walter sein System weiterentwickeln, abwandeln, flexibler agieren? Oder reicht es aus, neue Defensivspieler zu fordern? Eine kontroverse, aber auch spannende Frage. Oder wird der Trainer mit seinem Konzept scheitern?

Die hohen Zuschauerzahlen haben dem HSV finanziell etwas Luft zum Atmen gegeben, was im neuen Kader seinen Ausdruck finden wird, weswegen der Kader stärker sein sollte. Das alleine wird nicht ausreichen, um aufzusteigen, ebenso die absolute Punktzahl, da es bekanntermaßen darauf ankommt einen der ersten 3 (eins. erfolgreiche Relegation), besser einen der ersten 2 Plätze zu belegen. Insofern ist auch das Abschneiden der Konkurrenz von Bedeutung, Wie schätzt ihr die Konkurrenzsituation ein?

Vieles scheint „eitel Sonnenschein“. Relative Ruhe im Klub, Finanzen gesunden, Zuschauer auf Rekordniveau, Kühne gibt Geld und hält die Klappe. Aber: aufgestiegen sind wir trotzdem nicht. Was sagt das über die Führung, über den Trainer? Wird es diesmal anders sein? Ist begeisterter Zuspruch im Stadion wichtiger als sportlicher Erfolg? Die verpassten Aufstiege haben viele Millionen alleine an nicht eingenommenen Fernsehgeldern „gekostet“. Welche Ziele sollten Priorität haben?

Um auf den Eingang zu den „Erwartungen“ zurückzukommen, können wir es aus Sicht eines HSV-Fans auch mit Leo Tolstoi nehmen: Alles nimmt ein gutes Ende für den, DER WARTEN KANN.