Eintracht in den Medien (Presse- und Videothread)

Nov 15, 2006 - 5:00 PM hours
Der Eisenfuß als Artist
Sotirios Kyrgiakos schießt ein Tor und verhindert eines - mehr kann man nicht verlangen

Irgendwie schien Sotirios Kyrgiakos gar nicht gemerkt zu haben, dass das Spiel schon vorbei war. Die langen Haare noch nass, stapfte er festen Schritts durch den Pulk der Journalisten, die vor der Kabine auf ihn warteten. Er ging einfach zwischen ihnen durch und grinste, ließ sich aber weder beirren noch aufhalten. Die freundliche Aufforderung, vielleicht das eine oder andere Wort zu seiner Leistung zu sagen, gerne auch auf Englisch, ignorierte er geflissentlich. Ein Sotirios Kyrgiakos, 1,93 Meter groß, knapp 90 Kilogramm schwer, lässt sich nicht stoppen. So nicht. Und von solchen Hänflingen schon mal gar nicht.

Sotirios Kyrgiakos lässt sich eigentlich niemals stoppen. Es sei denn, er fällt beim Versuch, einen Fallrückzieher zu machen, auf den Rücken, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Die, die heute erzählt wird, ist eine schöne, auch wenn das Happyend fehlt. Sotirios Kyrgiakos, im Sommer von den Glasgow Rangers nach Frankfurt gekommen, hat sein allererstes Tor für die Eintracht geschossen. Ein "richtig schönes Tor", wie selbst Friedhelm Funkel später sagte. Doch unverkennbar war auch, dass der Trainer das Ganze nicht allzu hoch gehängt wissen wollte. "War aber Zufall." Zufall oder nicht: Nach 38 Minuten lupfte der Grieche, zuvor nicht gerade als filigraner Techniker auffällig geworden, den Ball nach einer Ecke von Albert Streit über Ebi Smolarek, legte sich quer in die Luft und hämmerte die Kugel mit Urgewalt unters Tordach.

Es war bereits seine zweite wesentliche Aktion im Spiel gewesen. In der 20. Minute hatte er auf der anderen Spielfeldseite einen Lupfer von Smolarek mit letztem Einsatz von der Torlinie gekratzt. Er rutschte dabei ins Netz und musste behandelt werden, was dramatischer aussah, als es war. Die Szene war symptomatisch für die Art und Weise, wie der 27 Jahre alte, in der Nähe der Meteora-Klöster in Nordgriechenland geborene Verteidiger Fußball spielt: Spektakulär, aber nicht immer klug. Den Angriff des BVB hätte er leicht entschärfen können, wenn er Smolarek vorher ins Abseits gestellt hätte. Das tat er nicht, dafür bügelte er seinen Patzer publikumswirksam aus.

Die Hände zum Himmel

Es sind diese taktischen Defizite, die Funkel zuweilen in Harnisch bringen. Kyrgiakos spielt Fußball, wie man es kaum noch sieht - unorthodox, ohne Struktur, eben noch überragend, dann wie ein Anfänger. Er ist ungestüm, kompromisslos, oft ungelenk, aber immer am Anschlag, immer mit vollem Körpereinsatz. Kopfball-Duelle pflegt der Koloss zu gewinnen. Am Samstag gegen Dortmund ging er laut Statistik aus 82 Prozent seiner Zweikämpfe als Sieger hervor. Der Eindruck auf der Tribüne war: Er gewann alle. Kyrgiakos, der kaum ein Wort deutsch spricht, ist das, was man früher einen eisenharten Verteidiger nannte. Einer wie früher der Bremer Horst-Dieter Höttges. Er ist, sagt Funkel, "der Mann fürs Grobe." Kyrgiakos kennt auf dem Platz weder Freunde noch Gnade. Manchmal wäre es klüger, ruhiger, überlegter zu spielen. Dazu kommt, dass der Ball nicht immer des Griechen dickster Freund ist. Seine Streuung ist enorm, seine langen Schläge sind bei Mitspielern gefürchtet.

Doch wenn er, wie am Samstag, keine taktischen Fehler macht, "ist er eine Bank da hinten", sagt Landsmann Ioannis Amanatidis. Gegen Dortmund machte der langhaarige Eisenfuß sein bestes Spiel für die Eintracht und sparte nicht mit publikumswirksamen Gesten. Auch das ist sein Markenzeichen geworden. Wo immer auf dem Platz ein Gerangel droht - Kyrgiakos ist dabei und versucht zu schlichten. Dann breitet er seine mächtigen Arme aus und trennt die Streithähne. Wenn die Situation dann bereinigt ist, hebt er die Hände und signalisiert: Alles klar, ich habe alles im Griff! Das ist seine Art der nonverbaler Führung im Team. kil

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Zwei Punkte verschenkt
Eintracht kommt nicht recht vom Fleck
VON INGO DURSTEWITZ UND THOMAS KILCHENSTEIN

Es steht zu befürchten, dass die beiden Fußballlehrer Bert van Marwijk und Friedhelm Funkel nicht mehr die allerbesten Freunde werden und auch in Zukunft auf ein gemeinsames Bierchen gerne verzichten. Nachdem der holländische Trainer von Borussia Dortmund sein Frankfurter Pendant bereits in der vergangenen Saison wegen dessen Rumpelstilzchen-Aktivitäten in der Coaching-Zone heftig attackiert hatte, konnte van Marwijk auch am Samstag nur unschwer seine Geringschätzung für den Kollegen unterdrücken. Schon während des Spiels gestikulierte der BVB-Coach gestenreich in Richtung Funkel, und als der Eintracht-Coach in der anschließenden Pressekonferenz das Wort ergriff, wendete van Marwijk demonstrativ den Kopf zur anderen Seite, nippte an dem eigens für ihn organisierten 0,3-er Pils und schüttelte voller Unverständnis das Haupt. Es gibt Punkteteilungen, die irgendwie schiedlich-friedlicher über die Bühne gehen als jene zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund.

In der Nachlese des unterhaltsamen Spielchens vor 51 500 Zuschauer in der bis auf den letzten Platz gefüllten Frankfurter Arena reklamierten beide Seiten für sich, unzufrieden mit dem Ergebnis zu sein. Christian Wörns, der nicht unbedingt altersweise BVB-Kapitän, sprach von einer "totalen Enttäuschung", weil seine Elf das Spiel "klar beherrscht" habe und das Feld daher zwingend als Sieger hätte verlassen müssen. Da ist der Manndecker ganz offenkundig einer akuten Wahrnehmungsstörung aufgesessen. Kann ja mal passieren.

In Wahrheit war es die Frankfurter Eintracht, die, wie Ioannis Amanatidis treffend anmerkte, "zwei Punkte verschenkt" und es verpasst hatte, "den Sack zuzumachen". Die Hessen spielten nach zuletzt gruseligen Auftritten vor heimischem Publikum endlich mal wieder konsequent und mutig nach vorne, arbeiteten sich "erstaunlich viele Chancen heraus" (Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen) und standen letztlich doch bedröppelt mit nur einem kümmerlichen Zähler da. Folgerichtig hatte Mittelfeldmann Albert Streit "einen genau so dicken Hals wie nach dem Spiel in Bochum".

Meier-Tor aberkannt

Ebi Smolarek (79.) hatte die Frankfurter Führung durch Sotirios Kyrgiakos (38.) doch noch egalisieren können. Dem Ausgleich ging eine schlampige Kopfballabwehr von Patrick Ochs voraus, den Funkel anstelle des zuletzt schwächelnden Christoph Spycher auf der linken Abwehrseite aufgeboten hatte. Rechts verteidigte dafür Marko Rehmer mit wenig Licht und mehr Schatten. Quintessenz der Umstellung: Die linke Seite wurde nicht gestärkt, dafür die rechte geschwächt. Der ausnahmsweise mal nicht verletzte Ex-Nationalspieler Rehmer hatte auch Glück, dass Schiedsrichter Peter Sippel nach einer recht ungelenken Attacke gegen Dedé (15.) nicht auf Strafstoß entschied. Pech hatten die Frankfurter hingegen, dass der Unparteiische der Eintracht in der 70. Minute die Anerkennung eines Treffers durch Alexander Meier wegen einer angeblichen Abseitsstellung verweigerte - wohl eine Fehlentscheidung. Allerdings, dies sei zur Entlastung des Schiedsrichtergespanns gesagt, lässt sich das nicht mal nach intensivem Studium von mindestens vier Zeitlupen mit hundertprozentiger Sicherheit behaupten.

Die Eintracht hat den fälligen Sieg verschludert, weil sie mit ihren Chancen, wie Albert Streit korrekt referierte, "leichtfertig umgegangen" war. Amanatidis tat sich hierbei besonders hervor. Der griechische Nationalstürmer schaffte das Kunststück, in so gut wie jeder Szene genau das Falsche zu machen. Der mit fünf Treffern erfolgreichste Eintracht-Angreifer zeichnete sich durch übertriebenen Eigensinn aus, mehrfach zog er den eigenen Abschluss dem sinnvolleren Abspiel vor. "Vor dem Tor sind wir zu hektisch, da müsste man öfter mal den Kopf heben und den Mitspieler sehen", rügte der erneut stark aufspielende Streit, der seine Kritik aber nicht explizit auf den griechischen Kollegen gemünzt sehen wollte.

Amanatidis, der seine Augen zumeist wie hypnotisiert aufs Spielgerät gerichtet hält und so seine Nebenleute schon mal übersieht, räumte seine Verfehlungen immerhin ein. Das war auch besser so, schließlich war er es, der seine Kameraden nach dem 3:4 in Bochum unverblümt kritisiert hatte. Nun verwahrte sich Amanatidis gegen die Unterstellung, er habe als umjubelter Torschütze den Lorbeer erheischen wollen: "Wer die Tore schießt, ist scheißegal. Es zählen nur drei Punkte, alles andere ist Schönspielerei."

Donnerstag gegen Newcastle

Funkel war trotz des Punktverlusts zufrieden. "Nicht immer ist das Ergebnis entscheidend, sondern wie sich die Mannschaft präsentiert. Und das war absolut in Ordnung." Trotzdem fehlen der Eintracht ein paar Pünktchen, um sich mit einem guten Gefühl und relativer Sicherheit in den Winter zu verabschieden. Bisher haben die Hessen 17 Zähler aufs Konto geladen, das sind zwar zwei mehr als zur gleichen Zeit vor einem Jahr - doch damals fuhren sie noch zwei Siege ein und verabschiedeten sich mit 21 Punkte in die kurzen Ferien. Das dürfte dieses Mal angesichts der nächsten drei Gegner ungleich schwieriger werden. Die Eintracht muss noch in Aachen, gegen Bremen und in Berlin antreten. Zudem warten zwei Uefa-Cup-Partien und ein DFB-Pokal-Spiel auf die Frankfurter. Ein volles Programm. Funkel sieht's gelassen: "Die Mannschaft hat richtig Gas gegeben und vom Tempo her nie nachgelassen. Diese sechs Spiele kriegen wir auch noch rum." Am Donnerstag geht es auf europäischer Bühne gegen Newcastle. "Da müssen wir gewinnen", sagt Funkel. Egal wie. Sonst endet das Abenteuer Uefa-Cup im letzten Gruppenspiel bei Fenerbahce Istanbul.

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Der Rückkehrer
Markus Pröll steht wieder im Tor - und seine kleine Serie hält

Natürlich musste Markus Pröll wieder ins Rampenlicht. So sind nun mal die Gesetze in diesem Zirkus, auch wenn es als Torwart an diesem lauwarmen Novembernachmittag gar nicht so viel zu sagen gab. Es war ohnehin kein Spiel für Torhüter, zumindest nicht für den Torhüter der Heimmannschaft. Er hatte nicht viel zu halten gehabt, der gute Markus Pröll. Ein Kopfball von Alexander Frei in der Anfangsphase. Der war nicht schwer zu fangen, er kam genau auf den Mann, ein paar Rückpässe nach vorne schießen, auch eher Routinearbeit für einen, der so brillant in die Saison gestartet war und dabei gleich drei Elfmeter hintereinander abgewehrt hatte.

Dann kam das Spiel gegen den 1. FC Nürnberg, und Markus Pröll prellte sich bei einer Parade die Rippen. Das war vor gut vier Wochen, Pröll konnte sich nicht weiter querlegen, er musste pausieren und Oka Nikolov den Vortritt lassen. Wer Pröll nur ein wenig kennt, weiß, wie schwer das dem ehrgeizigen Ballfänger gefallen ist. Aber der gebürtige Rheinländer ist aus Schaden klug geworden, inzwischen nimmt er sich die Zeit, um seine Verletzungen auszukurieren. Auch weil er wusste, dass Trainer Friedhelm Funkel nicht vorhatte, etwas an der Reihenfolge im Tor zu ändern: Pröll 1, Nikolov 2.

Als er dann wieder auf der Linie stand, war alles so wie immer. "Ich bin eigentlich zufrieden mit mir", sagte der 27-Jährige. Inzwischen mache es ihm nichts mehr aus, längere Zeit nicht gespielt zu haben. "Das ist reine Kopfsache." Spektakuläres hatte er nicht zu vollbringen gehabt an diesem Samstag. Einmal hatte er Glück, als er sich beim Herauslaufen gegen Ebi Smolarek verschätzte, dann wieder zurück ins Tor eilte und doch zu spät gekommen wäre, wenn nicht Sotirios Kyrgiakos den gelupften Ball vor der Linie wegschlagen hätte. Das hätte leicht ins Auge gehen können - und Pröll hätte ein Gutteil der Schuld auf sich nehmen müssen.

Beim Ausgleich durch Smolarek konnte er nichts mehr ausrichten. Der Filius des ehemaligen Eintracht-Stürmers Wlodzimierz spritzte im Rücken vor Marco Russ in eine Flanke des ansonsten unauffälligen Alexander Frei und köpfte den Ball flach ins Eck. "Das zu verhindern, war extrem schwierig", sagte Pröll. Das Tor hätte man allenfalls "weiter vorne" unterbinden können. Auch Funkel nahm Russ später in Schutz: "Da ist Ebi abgebrühter gewesen als unser junger Marco Russ. Daraus wird er lernen." Ein Sieg bei seinem Comeback also war Markus Pröll nicht vergönnt, trotzdem hat seine kleine, persönliche Serie weiter Bestand: Mit ihm im Kasten hat Eintracht Frankfurt noch kein Bundesligaspiel verloren.

Um 17. 35 Uhr verließ übrigens Oka Nikolov das Stadion. Er hatte sein Kulturbeutelchen unter den Arm geklemmt und ging nach Hause. Kein Mensch wollte etwas von ihm wissen, kaum einer hatte überhaupt gemerkt, dass er gegangen war. Das Rampenlicht gehört jetzt wieder anderen. Oka Nikolov ist, nach sechs Spielen in der ersten Mannschaft, wieder ins zweite Glied gerückt. kil

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Eintracht - Dortmund
Klassenbuch

Gut dabei

Sotirios Kyrgiakos: Hinten gerettet, vorne das einzige Tor gemacht, ansonsten so gut wie fehlerlos. Ein rundum gelungener Arbeitstag. (Siehe "Der Eisenfuß als Artist").

Albert Streit: Hat seit Wochen seinen Stammplatz in dieser Rubrik sicher. Ballgewandt, torgefährlich, laufstark: Die meisten Torschüsse (5), die meisten Torschussvorlagen (7), die meisten Ballkontakte (68). Eminent gefährliche Ecken, eine davon führte zur Führung. Man wünscht sich, der schmächtige Techniker wäre noch öfter am Ball. Bei ihm hat man immer das Gefühl, es könnte was Überraschendes geschehen.

Ganz okay

Alexander Meier: Deutliche Steigerung. Häufiger am Ball als zuletzt, mehr ins Spiel eingebunden, verteilte klug die Bälle. Könnte noch präsenter sein, taucht oft im Sturmzentrum auf, bisweilen dort aber auch unter. Pech bei seinem abgepfiffenen Tor.

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Marco Russ: Zuverlässig, ließ kaum was anbrennen. Stünde eine Kategorie höher, wenn ihm beim Ausgleich nicht Smolarek im Rücken weggelaufen wäre. "Lehrgeld zahlen" nennt man das wohl.

Patrick Ochs: Dynamisch und giftig wie eh und je, als spielte er nicht auf der ungewohnten linken Seite. Prima Leistung, doch dann führte sein Patzer zum Ausgleich. Hätte den Ball überall hinköpfen können, ins Aus, auf die Tribüne (wenn er das schafft), nur nicht zum Gegner. Doch genau das tat er.

Markus Pröll: Kaum geprüft, beim Gegentor schuldlos. Eine Unsicherheit. (Siehe "Der Rückkehrer")

So la la

Marko Rehmer: Machte keinen entscheidenden Fehler. Das ist schon was. Eine gelungene Flanke. Hatte Glück, dass sein Zupfer an Dedés Trikot nicht mit Strafstoß geahndet wurde. Ansonsten: unauffällig.

Schwächelnd

Naohiro Takahara: Bemüht, viel unterwegs, immer im Dienst der Mannschaft. Das ist löblich. Als Stürmer freilich harmlos.

Michael Fink: Er kommt einfach nicht in Tritt und dann auch noch zu spät. Wirkt viel zu langsam. Unauffällig, fast unsichtbar. Zu viele leichte Ballverluste.

Benjamin Huggel: Was soll man noch sagen? So spielt er eben: Zu behäbig, ohne Power, er kommt oft einen Schritt zu spät, zu langsam, viele Ballverluste im Spiel nach vorne. Bald steht der Brasilianer Chris vor seinem Comeback. Vielleicht braucht Huggel ein bisschen Konkurrenzkampf.

Ioannis Amanatidis: Der "Großkritiker" war an vielen gefährlichen Aktionen beteiligt, doch er versemmelte alle. Viel zu eigensinnig, wollte unbedingt "sein" Tor machen, übersah dabei den besser postierten Nebenmann. Das ist ärgerlich und brachte ihm moderate Schelte der Kollegen ein.

Zu spät gekommen

Christoph Spycher, Benjamin Köhler.

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Eintracht Frankfurt
Alle Augen auf Newcastle
VON INGO DURSTEWITZ

Für den Frankfurter Trainer Friedhelm Funkel hat mit dem Abpfiff des letzten Bundesligaspiels gegen Dortmund die intensive Vorbereitung auf das nächste Uefa-Cup-Spiel gegen Newcastle United begonnen. Funkel wertet seitdem in seinem Büro im Stadion allerlei Videomaterial und Aufzeichnungen aus, die er über den englischen Premier-League-Verein zusammengetragen hat. "Kein Kick and Rush, gepflegtes Kombinationsspiel, geduldige Mannschaft, sehr stark in der Luft", fasst der Eintracht-Coach die gesammelten Erkenntnisse zusammen.

Vor dem Aufeinandertreffen mit den Briten am Donnerstag um 20.45 Uhr in der erneut voll besetzten Frankfurter Arena schlägt sich Funkel aber mit einigen Fragen herum. Aber gibt es überhaupt Antworten? Funkel stochert nämlich im Nebel, was die Aufstellung von Newcastle angeht. Schließlich haben die Engländer im Uefa-Cup bereits neun Punkte auf die Habenseite gebracht und sich daher vorzeitig für die nächste Runde qualifiziert. Überdies rangieren sie in der Premier League nur auf dem 17. Tabellenplatz und schweben überraschenderweise in akuter Abstiegsgefahr. Zwei Faktoren, die dafür sprechen, dass Trainer Glenn Roeder einige etablierte Stammkräfte schonen könnte. Funkel wäre schon gedient, wenn der nigerianische Stürmer Obafemi Martins, der von Inter Mailand kam, nicht zur Anfangself zählen würde: "Das wäre sicher kein Nachteil für uns."

Der Eintracht-Coach wird seine Mannschaft ansonsten auch nach physischen Gesichtspunkten zusammenstellen. Die Gäste sollen am Donnerstag nicht unbedingt die Lufthoheit für sich reklamieren dürfen. Daher spricht einiges dafür, dass der in der Bundesliga noch ein Spiel gesperrte Aleksandar Vasoski im internationalen Wettbewerb zum Einsatz kommen wird. "Vasi spielt in meinen Überlegungen eine Rolle", befindet der Trainer, der auf die internationale Erfahrung des Mazedoniers und dessen Kopfballstärke setzt. Vasoski würde demnach mit Sotirios Kyrgiakos die Innenverteidigung bilden - ein in der Luft normalerweise nur schwerlich zu überwindendes Bollwerk. Marco Russ könnte mal durchschnaufen und wäre dann, wie auch der Trainer einräumt, "für das Spiel in Aachen ausgeruht".

Weissenberger für Meier?

Wer allerdings im Mittelfeld die Fäden ziehen soll, steht noch in den Sternen. Alexander Meier, der bei des Gegners Ecken viele Bälle per Kopf aus der bedrohlichen Zone befördert, wird nicht Regie führen können, weil der 23-Jährige in der letzten Uefa-Cup-Partie in Vigo mit der Gelb-Roten Karte des Feldes verwiesen wurde. Markus Weissenberger stünde parat, doch der Österreicher ist zum einen eher von kleiner Statur (1,68 Meter groß) und befindet sich zum anderen nach seinem auskuriertem Muskelfaserriss erst seit einer Woche wieder im Training. "Er hat lange nicht gespielt, ich werde in Ruhe darüber nachdenken", befindet Funkel.

Wann der Brasilianer Chris, der am Sonntag bei der U 23 erstmals seit fast einem dreiviertel Jahr wieder am Ball war, wieder zur Mannschaft stoßen wird, vermochte Funkel ebenfalls nicht zu beantworten. Der Trainer will eine "durchwachsene" Vorstellung des Mittelfeldspielers in der Oberliga gesehen haben. "Man merkt, dass was fehlt, man kann nicht acht Monate Pause mit einem Spiel vergessen machen", sagt Funkel, der aber nicht ausschließen will, Chris bald wieder in den Kader zu berufen. "Er hat körperlich gewaltig aufgeholt, aber man darf keine Wunderdinge von ihm erwarten."

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Eintracht-Verteidiger Vasoski
Grätschen auf Bewährung
VON THOMAS KILCHENSTEIN

Am Dienstag hat Aleksandar Vasoski den Coolen gegeben, einen, dem das Ganze nicht wirklich nahe geht. "Das passiert halt", sagte er und gab seiner Stimme einen festen Ton, "das ist wie ein Eigentor, das kann man nicht ändern".

So ganz freilich nimmt man Aleksandar Vasoski die harte Schale nicht ab.

Vasoski ist zwar ein Verteidiger, ein kompromissloser und harter noch dazu. Auf dem Platz, sagt er selbst, kenne er keine Freunde. Selbst "wenn ich gegen meinen Bruder spiele, will ich gewinnen. Ich bin sehr verbissen." Aber "Vasi" ist kein Klopper und kein Treter. Und doch hat der mazedonische Nationalspieler in Diensten des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt nur neun Spieltage gebraucht, um sich sein bisher tadelloses Image zu versauen. Drei Mal ist der 27 Jahre alte Manndecker in dieser Saison schon des Feldes verwiesen worden, ein Mal gelb-rot, zwei Mal rot, und so schnell hat das bislang noch keiner hingekriegt. "Unglückliche Umstände" seien das gewesen, nimmt ihn sein Trainer, Friedhelm Funkel, etwas in Schutz, aber klar ist auch: Vasoski ist jetzt erheblich vorbelastet.

Trotzdem wird er, der in der Bundesliga noch ein Spiel (Alemannia Aachen) gesperrt ist, morgen im Uefa-Cup gegen Newcastle United (20.45 Uhr/live im ZDF) von Anfang an spielen. Marco Russ, der aufstrebende Jungverteidiger, benötigt eine schöpferische Pause, zudem soll er am Sonntag in Aachen wieder dicht halten. Ohnehin hält Fußballlehrer Funkel große Stücke auf den 21-Jährigen Russ, er sei "ein richtig guter Verteidiger", es mache Spaß, "dem Jungen zuzusehen". Am Donnerstag gegen die Engländer aber baut Funkel auf die internationale Erfahrung und die Kopfballstärke von Vasoski und Sotirios Kyrgiakos.

Doch für Aleksandar Vasoski, ein höflicher und bescheidener Mann, ist die Uefa-Cup-Partie auch der Versuch, zurückzukommen in die Mannschaft. Er grätscht so zusagen auf Bewährung. Denn eines ist gewiss: Einen weiteren Platzverweis kann er sich nun wirklich nicht erlauben, auch wenn er sich - nicht ganz zu unrecht - als "ein bisschen unfair" behandelt fühlte und auf die Notbremse des Bayern Demichelis gegen Sanogo vom vergangenen Samstag verweist

Trotzdem: Muss der Vorstopper nun sein Spiel umstellen? Keinesfalls, sagt Funkel. "Er darf seine Art nicht verändern." Die habe ihn stark gemacht. Vasoski findet, dass er künftig "vorsichtiger sein" müsse, "ich darf nicht mehr so viel Risiko gehen." Die Balance zu finden zwischen einem abgeklärteren Spiel und der nötigen Härte, dürfte nicht ganz einfach sein. Die Roten Karten wird Vasoski während der 90 Minuten wohl im Hinterkopf haben, womöglich hemmt ihn das bei seiner abwehrenden Tätigkeit. "Vasi" ist keiner, der das alles so locker wegsteckt. Doch die Platzverweise, meint der Coach, "dürfen kein Problem sein." Der Spieler dürfe sich nicht umstellen, womöglich körperlos spielen. Er müsse nur "geschickter" zu Werke gehen, richtig stehen, hellwach sein.

Ohnehin läuft es derzeit für den Mazedonier, der in der vergangenen Runde ohne jeden Platzverweis und mit acht gelben Karten ausgekommen ist, nicht optimal. In der Nationalmannschaft unter dem neuen Trainer Srecko Katanec findet er kaum noch Berücksichtigung, womöglich weil er im Spätsommer zwei Freundschaftsspiele abgesagt hatte. Zuletzt spielten die Bundesligakollegen Noveski (Mainz) und Mitreski (Cottbus); Vasoski saß nur auf der Bank. Zudem gibt es private Probleme mit seiner Freundin, die in Skopje studiert. Das alles hat den nur auf dem Feld so harten Abräumer offenbar mehr mitgenommen als gedacht. "Da muss er sich jetzt rauskämpfen", empfiehlt Friedhelm Funkel.

Vasoski will den Kampf annehmen, wie sich das gehört für einen Verteidiger. "Für mich ist es gut, wenn ich mich an Regeln halten kann", hat er in seinem ersten Interview in der FR gesagt. Und der Uefa-Cup liegt dem Verteidiger: Im Rückspiel gegen Bröndby IF erzielte er beide Tore zum 2:2. "Wir wollen morgen gewinnen, um in Istanbul ein Endspiel zu haben", sagt Aleksandar Vasoski. Da möchte er gerne mitspielen. Ein neuerliche Platzverweis wäre da ziemlich kontraproduktiv.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/?sid=be3d627c89a3bbf4eb8d72e0e64c2c68&em_cnt=1019685

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Frankfurt fast aus dem Rennen

Frankfurt/Main (dpa) - Nach einer Nullnummer gegen Newcastle United steht Eintracht Frankfurt im UEFA-Pokal kurz vor dem Aus. Trotz drückender Überlegenheit und zahlreicher Chancen verpasste der Fußball-Bundesligist den erhofften Heimsieg gegen die Engländer.

Frankfurt muss nun im Gruppen-Finale am 13. Dezember bei Fenerbahce Istanbul unbedingt gewinnen, um die Zwischenrunde doch noch zu erreichen. Vor 47 000 Zuschauern in der ausverkauften Commerzbank-Arena, unter ihnen rund 1500 englische Fans, scheiterten die Hessen am eigenen Unvermögen.

Mit mageren zwei Punkten aus drei Spielen reist die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel nun als krasser Außenseiter an den Bosporus. Seine Bilanz konnte Funkel praktisch schon zur Halbzeit ziehen: "Wir haben sehr gut gespielt, aber leider unsere Torgelegenheiten nicht verwertet." Fünf Minuten vor Ultimo vergab Naohiro Takahara die Riesenchance zum hochverdienten Erfolg, als er den Ball völlig freistehend aus zwölf Metern über das Tor hob.

Nach einer Startphase ohne Höhepunkte erwärmte die Eintracht ihre frierenden Fans mit den ersten zaghaften Offensivbemühungen: Ioannis Amanatidis, einzige Sturmspitze in der Frankfurter Elf, sprang nur knapp an einer Flanke von Takahara vorbei (11.). Wenig später musste sogar Newcastles Sturmspitze Antoin Sibierski mit letztem Einsatz vor Marko Rehmer (12.) klären. Gleich zwei Mal innerhalb von 60 Sekunden lag das 1:0 in der Luft, doch nach Flanken des starken Markus Weissenberger scheiterten die freistehenden Albert Streit (25.) und Amanatidis (26.) mit Kopfbällen aus Nahdistanz. Der Grieche zielte aus 15 Metern nur knapp daneben (31.).

"Der Kopfball von Albert Streit, der muss rein", sagte Funkel in der Halbzeitpause. Der Bundesliga-Elfte hatte Chancen für drei Spiele - nur die letzte präzise Aktion fehlte. Irlands Nationaltorhüter Shay Given hatte alle Hände voll zu tun; auf der Gegenseite stand die Eintracht-Abwehr bei den wenigen Kontern der Engländer sicher und ließ kaum Chancen zu. So hatte der Tabellen-17. der Premier League vor der Pause nur eine Chance: Ein Freistoß des Türken Emre segelte knapp am Tor von Markus Pröll vorbei (45.), der den Hessen zehn Minuten vor Schluss mit einer Glanztat gegen Emre den Punkt rettete.

Zur Stärkung der Offensive hatte Funkel diesmal Benjamin Köhler den Vorzug vor Michael Fink gegeben; Weissenberger ersetzte den gesperrten Mittelfeldregisseur Alexander Meier. Nach gefälligem Kombinationsspiel im Mittelfeld waren die Gastgeber im Strafraum mit ihrem Latein am Ende. Streit und der später verletzt ausgeschiedene Amanatidis rutschten am Fünf-Meter-Raum am Ball vorbei (50.), Streit vergab erneut (52.). Nach gut einer Stunde wären die Frankfurter für ihre mangelnde Cleverness fast bestraft worden: Einen Kopfball des Franzosen Sibierski konnte Sotirios Kyrgiakos gerade noch vor der Linie wegschlagen.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/?sid=83977fe6add9b03ed26bc88377bd0cce&em_cnt=1021618

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Eintracht Frankfurt
Köhlers Flanken lassen Funkel verzweifeln

Frankfurt a.m. - Dass Eintracht Frankfurt in 90 hoch überlegenen Minuten gegen Newcastle United am Donnerstag kein Tor zustande gebracht hat, lag natürlich auch daran, dass über die Flügel zu wenige gute Flanken in den Strafraum kamen - mit Ausnahme Naohiro Takahara. Doch Marko Rehmer über rechts und Christoph Spycher über links entwickelten im Spiel nach vorne deutlich zu wenig Druck, Rehmer missrieten die Flanken geradezu katastrophal. Er bot ohnehin eine durchwachsene Vorstellung. Was Trainer Friedhelm Funkel indes ziemlich fuchste, waren die letzten Versuche des Benjamin Köhler. Gerade zum Ende, als alles auf eine Karte gesetzt wurde, schlug der kleine Techniker "drei Flanken in Kniehöhe" (Funkel). Der Fußballlehrer wollte Köhler dafür öffentlich nicht abwatschen, er habe gegen Emre ein gutes Spiel geliefert und sei viel gelaufen. "Da fehlte zum Schluss die Kraft."

Die fehlte am Freitagmorgen plötzlich auch Christoph Spycher, der sich schlecht fühlte und Infusionen bekam. Seinem Einsatz am Sonntag (17 Uhr/live in Arena) beim Aufsteiger Alemannia Aachen steht aber nichts im Wege. Im Gastspiel in Aachen, die Funkel aggressiv, laufstark und wild entschlossen erwartet, könnte der Brasilianer Chris erstmals seit seiner Bandscheibenoperation wieder in den Kader rutschen. Seine Rippenprellung hat er auskuriert. kil

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Lob, das bitter klingt
VON THOMAS KILCHENSTEIN UND INGO DURSTEWITZ

Ganz zum Schluss, die Nachspielzeit tickte schon herunter, hielt es Markus Pröll nicht mehr in seinem Kasten aus. Der Frankfurter Torhüter rannte nach vorn, entschlossen, wild entschlossen. "Ich will immer gewinnen", sagte er hinterher, und wenn schon die Kollegen nicht in der Lage sind, ein mickriges Törchen zu schießen imUefa-Cup gegen Newcastle United, ja dann muss es eben der Ballfänger höchstselbst tun. Doch auch Pröll schaffte es nicht, dafür schaffte er es, seinen Chef an den Rande des Nervenzusammenbruchs zu bringen: Wild gestikulierte Friedhelm Funkel da an der Seitenlinie, er schrie und winkte und ruderte mit den Armen. Zurück ins Tor sollte der Torwart eilen, nur nicht den einen Punkt noch in Gefahr bringen. Ein Zähler, der Eintracht Frankfurt noch alle Türen offen hält.

Zumindest theoretisch.

Doch die Chancen auf ein Weiterkommen im Europapokal, auf "die Überraschung" (Funkel) schlechthin, stehen nicht sonderlich gut. In Istanbul, im Hexenkessel von Fenerbahce mit 50 000 frenetischen Zuschauern, sind die Hessen zum Siegen verdammt, wollen sie sich für die K.o.-Runde qualifizieren. Das Gute an der Konstellation: Die Frankfurter können es aus eigener Kraft schaffen, einerlei wie die Partie Palermo gegen Vigo endet. Ein Sieg in Istanbul wäre der erste in der Gruppenphase, und wer die bisherigen Eintracht-Auftritte im Uefa-Cup zum Maßstab nimmt, muss Zweifel hegen.

Nun ist es nicht so, dass die Frankfurter schlecht gespielt hätten am Donnerstag, gar chancenlos gewesen wären. Ganz im Gegenteil: "Das war ein richtig geiles Spiel", sagte Funkel in jugendlicher Diktion, "besser können wir nicht spielen." Als krasser Außenseiter habe man sich "fantastisch verkauft". Und er stand mit seiner Meinung nach dem 0:0 nicht allein: Allenthalben war die Rede von "einem Riesenspiel" (Markus Weissenberger), "einer tollen Leistung" (Christoph Spycher), selbst Glenn Roeder, der Coach der Engländer, flocht der Eintracht Lobeskränze: Diese Partie in Frankfurt sei das "härteste aller vier Spiele" gewesen, sagte er. "Sagenhaft, exzellent" hätten die Hessen gespielt, und "zwei, drei Spieler würden auch in der Premier League eine gute Rolle spielen".

Auch wen das Lob wahrscheinlich britischer Höflichkeit geschuldet war, so stimmte es doch: Die Eintracht machte ein richtig gutes Spiel. Ohnehin war sie in keinem der bisherigen Gruppenspielen unterlegen, in zwei (Palermo, Newcastle) der drei Partien hätte sie es gar verdient gehabt, als Sieger das Feld zu verlassen, und beim 1:1 in Vigo fehlte es schlicht und einfach an Mut und Siegeswillen. "In einzelnen Spielen sind wir auf Augenhöhe", befand Funkel. Es fällt aber auch auf: Die Eintracht muss am oberen Limit spielen, um auf europäischem Parkett mitzuhalten - für einen Sieg hat es bisher dennoch nicht gereicht.

Dass das Abenteuer Europapokal wohl am 13. Dezember beendet sein wird, hat gute Gründe: Die Eintracht trifft das Tor nicht mehr oder viel zu selten. Gegen die Briten versiebten die Frankfurter Großchancen gleich im knappen Dutzend, Vorstandschef Heribert Bruchhagen nannte das naive Bemühen "dilettantisch" und fügte an: "Wenn du kein Tor schießt, kannst du auf diesem Niveau keinen Blumentopf gewinnen."

Als Sündenbock taugte Naohiro Takahara, der kurz vor Schluss den Ball elegant ins Tor schlenzen wollte, ihn aber über die Latte hob. Die Mitspieler waren auf den Japaner nicht gut zu sprechen. "Nur schieben, nicht lupfen", moserte Albert Streit, und Patrick Ochs empfahl: "Einfach spielen! Ich weiß nicht, ob man da einen Lupfer mit dem Außenrist machen muss." Takahara machte ansonsten ein prima Spiel.

Zu allem Überfluss verletzte sich am Donnerstag auch noch Ioannis Amanatidis relativ schwer. Der griechische Nationalspieler zog sich einen Bänderriss im linken Sprunggelenk zu, zudem ist ein weiteres Band in Mitleidenschaft gezogen. Amanatidis, mit fünf Treffern bester Torschütze, kommt zwar um eine Operation herum, wird dieses Jahr aber kein Spiel mehr bestreiten können.

Auch Michael Thurk fehlt noch, so dass die Frankfurter einen akuten Notstand in vorderster Reihe zu verzeichnen haben. Womöglich rächt es sich jetzt, dass man ohne Not im Spätsommer Francisco Copado nach Hoffenheim hat ziehen lassen. Jermaine Jones, der verletzte Kapitän, trauert dem streitbaren Techniker hinterher: "Uns fehlt in diesem Jahr ein Spieler wie Francisco Copado, der im entscheidenden Moment auch mal den Kopf hochnimmt und den besser postierten Spieler sieht." Funkel sieht das anders: "Mit Copado hat die mangelhafte Chancenverwertung nichts zu tun."

Andererseits: Die Eintracht hätte, wie Funkel sagte, locker "fünf, sechs Punkte haben können". Hat sie aber nicht, dafür kriegt sie Lob, das bitter klingt.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/?sid=a30e45528b4f44aec1daef4818d61c9a&em_cnt=1022371

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Glorreicher Takahara
Von Thomas Kilchenstein und Georg Leppert (Aachen)

Als der gute Schiedsrichter Florian Meyer nach 90 und ein paar Minuten dann endlich abpfiff, rissen die Frankfurter die Arme in die Luft. Mit 3:2 (2:1) entführten die Hessen nicht nur drei Punkte aus dem Aachener Tivoli, sie schafften wieder ein ordentliches Polster zwischen sich und den ungeliebten Abstiegsplätzen, sie erfüllten mit diesem Sieg auch zwei Spieltage vor der Winterpause schon ihr Soll: 20 Punkte hatte Eintracht-Trainer Friedhelm Funkel nach der Hinrunde gefordert. Genau diese Punktzahl haben die Hessen sich jetzt aufs Konto geschaufelt, zudem rangieren sie auf Platz acht.

"Das war heute ganz wichtig, um nicht nach unten reinzurutschen", sagte Funkel nach dem zweiten Auswärtssieg, den Naohiro Takahara mit drei Treffern (14./43./62.), seinem ersten Dreierpack, fast alleine sicherstellte. Nur nach dem Anschlusstreffer von Christian Fiel zum 2:3 (82.) kamen die Frankfurter noch mal kurzzeitig in Bedrängnis. "Da mussten wir den Sieg über die Zeit retten", sagte Alexander Meier, der wenigstens eine gute Stunde überragend am Schwungrad drehte. In die nächsten beiden Partien gegen Werder Bremen und Hertha BSC Berlin kann die Eintracht mit ein wenig mehr Gelassenheit gehen. "Meine Mannschaft hat sich heute im 22. Pflichtspiel in drei Monaten von ihrer allerbesten Seite gezeigt. Die Mannschaft hat sich klasse präsentiert, ich bin wahnsinnig stolz auf sie", sagte Trainer Funkel. "Siege gegen unmittelbare Mitkonkurrenten um den Abstieg zählen doppelt", sagte Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen. "Phasenweise haben wir sehr gut gespielt." Der Sieg der Frankfurter war hochverdient.

Die Eintracht war die spieltechnisch reifere Mannschaft, sie hatte auch die Mehrzahl an Chancen, vor allem mit ihren Tempogegenstößen war sie immer gefährlich. "Die Frankfurter spielen Konter wie kaum eine Mannschaft in der Bundesliga", lobte selbst Aachens Trainer Michael Frontzeck. "Wir waren heute cleverer und kaltschnäuziger als zuletzt", sagte auch Michael Fink. Trotz aller Überlegenheit gab es Momente, in denen sich die Frankfurter ohne Not die Partie wieder aus der Hand hatten nehmen lassen. Wenigstens schossen sie die Tore zum richtigen Zeitpunkt.

Friedhelm Funkel hatte die Mannschaft durch den Ausfall von Ioannis Amanatidis wieder durcheinander gewirbelt und dabei eine taktische Formation gefunden, die man bisher eher selten gesehen hatte: Die Hessen spielten am gefürchteten und wegen des stürmischen Wetters doppelt unangenehmen Aachener Tivoli mit einem 3-3-3-1-System: Zwei verteidigende Dreierketten, in der sich Patrick Ochs wie ein Wadenbeißer an die Fersen des Nationalspielers Jan Schlaudraff heftete, dazu gesellte sich eine offensive Dreiergemeinschaft (Streit, Meier, Köhler), die die einzige Spitze (Takahara) unterstützte. Für diese Taktik musste Benjamin Huggel auf die Bank, und man muss sagen: Das war nicht die schlechteste Entscheidung.

Vielleicht lag es daran, dass ohne den Schweizer mehr Dynamik, mehr Tempo im Mittelfeld vorherrschte, mag sein, dass dieses System gerade Alexander Meier in die Füße spielte. Der lange Mittelfeldspieler, zuletzt mächtig geschmäht, spielte eine richtig gute Partie. Er spielte kluge Bälle, und nicht umsonst war es Meier, der die beiden ersten Tore von Naohiro Takahara (14./43.) vorbereitete (siehe auch Bericht auf der nächsten Seite). Beim ersten Mal passte Meier dem Japaner perfekt in den Lauf, beim zweiten Mal lieferte er die Vorlage per Kopf. Takahara profitierte da auch von einem dicken Patzer von Moses Sichone, der den nassen Ball unterschätzte. Das 3:1 erzielte der Asiate nach feinem Zuspiel von Streit nach einer Stunde. Meier wurde in der 64. Minute zudem ein Tor aberkannt: Seinen Kopfball vermochte Aachens Torhüter Kristian Nicht zwar vor der Linie zu fassen, doch auf dem nassen Rasen rutschte er mit dem Ball hinter die Linie. Für den Schiedsrichter war das dennoch schwer zu sehen.

Es war teilweise schön anzusehen, wie der Ball bei der Eintracht durch die Reihen zirkulierte. Es war Zug im Spiel, meist wurde auch der direkte Weg zum Tor gesucht und gefunden. Auf die vielen Querpässe, mit denen die Frankfurter in den letzten Spielen nervten, verzichteten sie an diesem Sonntag wohlweislich. Das war vernünftig. Zumal auch bei den Witterungsbedingungen – orkanartige Böen und ständiger Regen – der Pass nach hinten nicht sehr klug gewesen wäre.

Schon in der ersten Halbzeit hätte die Eintracht den Sack zumachen müssen. Doch nach der Führung vergaben die Hessen durch Benjamin Köhler, Albert Streit und nochmals Takahara beste Kontermöglichkeiten. Prompt fiel praktisch aus dem Nichts der Ausgleich. Einen Kopfball von Alexander Klitzpera konnte Torhüter Markus Pröll zwar noch abklatschen, doch Schlaudraff staubte aus einem Meter mühelos ab. Doch weil der Nationalspieler danach keine Impulse mehr setzen konnte, hat die Eintracht nun gegen Werder Bremen und Hertha BSC Berlin eine ganz andere Ausgangsposition. Der Druck des Gewinnen-müssens ist erst einmal weg.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/?sid=010637e36fd176e763ef76ff77f967fe&em_cnt=1024076

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