Eintracht in den Medien (Presse- und Videothread)

Nov 15, 2006 - 5:00 PM hours
Die Eintracht legt den Rückwärtsgang ein
VON THOMAS KILCHENSTEIN

Albert Streit kann auch flach schießen. Das sollte man auch können, wenn man gegen Werder Bremen spielt und einen Freistoß bekommt. Die Bremer Mauer springt beim freien Schuss bekanntlich ja ganz gerne hoch. Aber nicht jeder ist Ronaldinho. Vielleicht schießt Albert Streit deshalb nach alter Väter Sitte wieder über die Mauer, vielleicht bleibt sie in Frankfurt ja stehen.

Der kleine Ausflug nach Barcelona sei verziehen, schließlich dürfte Werder Bremen mit einigem Frust im Bauch am Samstag zum fälligen Fußballbundesliga-Spiel nach Frankfurt reisen. Und sicherlich alles, aber auch wirklich alles daran setzen, gerade dieses Spiel, das erste nach dem Ausscheiden in der Champions Leage, nicht zu verlieren. Und weil auch Eintracht Frankfurt das Etappenziel mit 20 Punkten schon erreicht, sich einen gewissen Sicherheitsabstand nach hinten erarbeitet hat, könnte es vielleicht ja doch ein gutes Spiel werden mit offenem Visier und zwei Mannschaften, die den Sieg anstreben. Was hat Eintracht Frankfurt, unterstützt von wieder 50 000 Zuschauern, schon zu verlieren im Duell gegen den scheinbar übermächtigen Favoriten von der Weser? Warum also nicht das Herz in beide Hände nehmen und mutig einen Coup zu landen versuchen?

Ochs als Kettenhund für Diego

Weil Trainer Friedhelm Funkel solche Dinge, die zugegebenermaßen auch gewagt sind, nun mal gar nicht mag. "Ich werde immer nach unten gucken, immer", sagt er deshalb. Unten ist da, wo es kalt und ungemütlich ist, im Keller der Liga. Da will niemand hin, Funkel schon gar nicht, und er will sein sattes Polster von sechs Punkten nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Werder Bremen, sagt der Coach voller Hochachtung, habe "15, 16, 17 erstklassige Spieler". Spieler wie Miroslav Klose, die ein Spiel alleine entscheiden könnten, Spieler, die praktisch in der Luft ohne natürliche Feinde sind. "Die Bremer Innenverteidigung ist zwei Meter groß, Tim Borowski 1,95 und Klose springt vier Meter hoch", übertreibt Funkel nur unwesentlich. Was für die Eintracht bedeutet: alle kopfballstarken Spieler ins Team, um halbwegs mithalten zu können. Als sicher gilt, dass gegen Klose kein Spieler extra zur Sonderbewachung abgestellt wird, wahrscheinlich aber für Diego. Der Mann für die besonderen Aufgaben könnte Patrick Ochs sein, der schon am vergangenen Sonntag in Aachen Nationalspieler Jan Schlaudraff beschattete. Ansonsten bietet sich mal wieder eine Dreierkette an (Russ, Vasoski, Kyrgiakos), Funkel will den offensivstarken Nordlichtern nicht ins offene Messer laufen. Das heißt: Die Eintracht wird aus einer stabilen Defensive agieren. "Ich gehe davon aus", heißt das bei Funkel, "dass wir im eigenen Stadion gute Möglichkeiten zu Kontern bekommen werden."

Wer den Bremern Paroli bieten soll, verrät der Coach wie immer nicht. Ohnehin werde es ihm schwerfallen, seinen Kader zu benennen - bis auf Jermaine Jones und Ioannis Amanatidis sind alle Mann an Bord. Aleksandar Vasoski, der seine Sperre abgesessen hat, Christoph Preuß, Chris und Michael Thurk werden sicher einen Platz im 19er-Kader finden. Derweil ruhen die Hoffnungen auf Tore auf dem neuen Torjäger Naohiro Takahara. "Ein Sieg im Uefa-Cup und ein Sieg gegen Bremen wäre das Traumziel", sagt der Japaner gar nicht unbescheiden. Funkel hätte wohl nichts dagegen.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/?sid=3eb77e562dfe670b32de2503ff68a3cf&em_cnt=1027640

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Eintracht-Stürmer
Die zwei Gesichter des Michael Thurk
VON INGO DURSTEWITZ

Am Montag hat sich Michael Thurk wieder einmal ins öffentliche Bewusstsein geschlichen. Nicht mittels eines zünftigen Dribblings samt krachendem Torschuss, sondern durch einen soliden Auftritt im Fernsehprogramm des Hessischen Rundfunks. Da saß er dann, der freche Stürmer der Frankfurter Eintracht, und musste artig kommentieren, wie unheimlich er sich doch für den kollegialen Konkurrenten Naohiro Takahara freue, der tags zuvor in Aachen einen satten Dreierpack verbuchen konnte und das Scheinwerferlicht allein auf sich zog. Thurk hingegen stand zuletzt im Schatten, es war ruhig geworden um ihn, den unter monströsem Getöse von Mainz nach Frankfurt übergesiedelten 30-Jährigen. Sehr ruhig.

Das hat in erster Linie natürlich damit zu tun, dass der schmächtige Angreifer sich eine unfreiwillige Auszeit nahm, ein Muskelfaserriss im Oberschenkel legte ihn für zwei Wochen auf Eis. Aber auch vor seiner Verletzung gehörten anderen und nicht mehr ihm die Schlagzeilen. Weil er einfach ziemlich miserabel Fußball spielte. Die Frankfurter Rundschau wunderte sich in ihrem Klassenbuch in wöchentlicher Regelmäßigkeit, "ob das derselbe Spieler ist, der anfangs so mutig, quirlig, frech und respektlos drauflos stürmte"? Er war es. Kaum zu glauben.

Extra
Alles Wichtige zum Heimspiel finden Sie hier.

Anfangs hatte der gebürtige Frankfurter die Vorbehalte der Eintracht-Fans gegen seine Person rasch ausgeräumt, weil er herzerfrischend rasant spielte, und weil er Tore erzielte - deren vier binnen drei Tagen gegen Bröndby IF (3) im Uefa-Cup und Leverkusen (1) in der Liga. Das war Mitte September. Scheinbar in einer anderen Zeit. Dem Thurkschen Höhenflug folgte der quälend lange Absturz.

Plötzlich offenbarte er sein zweites Gesicht, er spielte zaudernd und gehemmt, von seinem Draufgängertum, seinen Dribblings, seiner Dynamik war nicht viel geblieben, seine Schlitzohrigkeit blieb auf der Strecke, genauso wie sein Selbstvertrauen. Der Blondschopf ging auf einmal nach fast jedem Zweikampf zu Boden, nicht immer, weil er gefoult wurde. Thurk verhedderte sich in unnützen Scharmützeln, vergeudete seine Kraft in nervenden Lamentos. Er wirkte wie ein Schatten seiner selbst.

Der Spieler selbst, im Sommer für etwa anderthalb Millionen Euro vom Rhein an den Main gewechselt, räumt seine Formkrise selbstkritisch ein und liefert auch prompt eine Erklärung: "Ich war überspielt, schlapp, ich bin körperlich auf dem Zahnfleisch gegangen. Die Leichtfüßigkeit, die ich für mein Spiel brauche, war wie weggeblasen." Just, als er wieder auf dem Vormarsch war, die Frische in den Körper zurückströmte, stoppte ihn die Oberschenkelblessur, doch sonderlich böse wirkt der verhinderte Angreifer darob nicht: "Die Pause hat mir gut getan, ich fühle mich jetzt richtig gut."

Funkel preist hohe Qualität

Auch Trainer Friedhelm Funkel fand Thurks Durchhänger nicht eben Besorgnis erregend. "Er hat seinen Job bei uns mit sehr viel Motivation und Engagement angetreten, er hat läuferisch unglaublich viel geleistet - da ist es nicht verwunderlich, dass er in ein kleines Loch gefallen ist." Thurk, "ein echter Straßenfußballer" (Funkel), sei für die Eintracht ein sehr wertvoller Spieler, an dem der Trainer, wie er sagt, niemals gezweifelt habe, von dem er, im Gegenteil, "mehr als überzeugt" ist. Denn: "Seine Qualität ist sehr hoch anzusiedeln." Heute im Heimspiel gegen Werder Bremen vor ausverkauftem Haus könnte Thurks große Stunde schlagen, er brennt auf seinen Einsatz.

In seiner Diktion hört sich das dann so an: "Jetzt kann's losgehen. Ich bin fit, ich bin wieder da, ich will wieder Tore schießen." Na dann.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/?sid=ec6f50fb8d380215fcd0007fff5c1f13&em_cnt=1028310

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Stroh-Engel will gehen
Eintracht-Stürmer sucht einen neuen Verein / Wehen hat Interesse

Der vergangene Samstag war für Dominik- Stroh-Engel der bisherige Tiefpunkt seiner knapp eineinhalb Jahre bei der Frankfurter Eintracht. Obwohl er tags darauf beim Spiel in Aachen keinen einzigen Angreifer mehr auf der Ersatzbank hatte, nominierte Trainer Friedhelm Funkel den Nachwuchsstürmer nicht einmal für den 18er Kader. "Spätestens da habe ich gemerkt, dass ich bei der Eintracht nur wenig Chancen habe", sagt der 21-Jährige, der sich gute Trainingsleistungen bescheinigt und meint, dass er nach seinen drei Kurzeinsätzen in der vergangenen Saison eine "Chance verdient gehabt hätte."

Warum er diese bisher nicht bekam, hat er Funkel nicht gefragt. "Dominik ist weit von der Mannschaft entfernt. Er hat nicht die Qualitäten, die man in der Bundesliga braucht", sagt Funkel. "Deshalb sind wir auch bereit ihn gegen zu lassen." Dass der Ex-Waldgirmeser in der Winterpause trotz eines Vertrages bis zum 30. Juni 2008 die Eintracht verlässt, ist laut Berater Matthias Schröder "sicher". Zwar sei ein Ausleihgeschäft bis Saisonende möglich, Interesse daran hat unter anderem der Tabellenführer der Regionalliga Nord, VfL Osnabrück, angemeldet. Doch wahrscheinlicher ist es, dass Stroh-Engels Vertrag gegen eine Ablöse aufgelöst wird. Regionalliga-Süd-Spitzenreiter Wehen will den 1,97-Mann nur unter dieser Bedingung verpflichten und auch den Osnabrück wäre ein Kauf des Mittelhessen lieber.

Ein Wechsel zu Regionalligist Siegen ist wegen der mangelnden Aufstiegsperspektive unwahrscheinlich. Zudem sollen auch Regionalligist Hoffenheim und Zweitligist Fürth Interesse an Stroh-Engel haben. Vieles deutet aber auf einen Wechsel nach Wehen hin. Ein Engagement dort kann sich Stroh-Engel laut Schröder trotz Gehaltseinbußen gut vorstellen. jh

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/?sid=ec6f50fb8d380215fcd0007fff5c1f13&em_cnt=1028446

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"Ein super Gefühl"
Christoph Preuß über die Rückkehr nach der Verletzung

Heimspiel: Herr Preuß, Sie werden morgen gegen Bremen höchstwahrscheinlich erstmals nach einer gefühlten Ewigkeit wieder dem Kader angehören. Wie groß ist die Vorfreude?

Christoph Preuß: Das ist für mich echt ein super Gefühl. Das ist natürlich was ganz anderes als monatelang im Rehazentrum zu schuften. Ich habe hart gearbeitet und den konditionellen Rückstand aufgeholt. Wenn ich gegen Bremen dabei bin, wäre das eine Belohnung für mich. Wir haben noch vier tolle und wichtige Spiele vor der Winterpause, vielleicht kann ich mithelfen, den einen oder anderen Sieg zu landen. Das wäre für mich super.

Was war in den vergangenen Monaten, in denen Sie zur Tatenlosigkeit verdammt waren, das Schlimmste?

Die Fahrt zum Stadion. Ich bin mit meinem Auto in die Arena gefahren und habe dann auf der Tribüne gesessen und nichts tun können. Da spielen wir international gegen super Gegner - und man selbst sitzt oben auf dem Sitz und spürt diese Ohnmacht. Das ist nicht angenehm.

Erst die Bandscheiben-, dann die Knieverletzung - das nun ablaufende Jahr ist für Sie ja doch eher ziemlich bescheiden gelaufen.

Das kann man wohl sagen. Es ist sogar ziemlich blöd gelaufen. Aber was soll ich machen? Ich habe nicht "hier" gerufen, als irgendjemand die Verletzungen verteilte. Ich hatte einfach Pech, aber ich hoffe, dass ich in den kommenden Jahren in Sachen Verletzungen ausgesorgt habe. Ich hatte, das muss man auch mal sagen, in den Jahren zuvor auch ziemlich viel Glück, ich war eigentlich nie schwerer verletzt. Jetzt auf einmal zwei so langwierige Geschichten in einem Jahr. Na ja, ich kann es nicht ändern. Der Körper nimmt sich die Auszeiten, die er braucht.

Können die Verletzungen ursächlich miteinander zu tun haben?

Kann sein. Es ist möglich, dass sich durch die Bandscheiben-Geschichte vielleicht eine Fehlhaltung eingeschlichen hatte. Der Körper versucht dann, das Ungleichgewicht wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Da hat sich mein Knie eine Auszeit genommen.

Christoph Preuß
Seit März liegt der 25 Jahre alte Defensivallrounder quasi auf Eis. Damals setzte ihn ein Bandscheibenvorfall lange Zeit außer Gefecht. Nur langsam berappelte er sich, und als er sich im Sommer wieder an die erste Elf herangekämpft hatte und auch zu vier Kurzeinsätzen in dieser Saison kam, bereitete ihm sein rechtes Knie Probleme. In einer Operation am 2. Oktober in Köln wurde der eingerissene Meniskus geglättet. Nun ist der aus
Großen-Linden bei Gießen stammende Blondschopf wieder einsatzbereit. Preuß, der kürzlich erstmals Vater wurde, hat bisher 111 Bundesligaspiele absolviert und sieben Treffer erzielt.

Sie haben sich Ihre Rückkehr zur Eintracht vor anderthalb Jahren sicherlich anders vorgestellt. Sie kamen mit dem Anspruch, eine Führungskraft zu sein. Aber auf dem Platz konnten Sie das nicht untermauern.

Ich wollte positiv aufs Team einwirken, das ist mir nicht geglückt. Ich habe mir selbst zu viel Druck gemacht, mir einfach zu viel vorgenommen. Erst als ich meinen Kopf ausgeschaltet und mich nur auf mein Spiel konzentriert habe, lief es besser. Man darf sich nicht so viele Gedanken machen, man muss einfach abschalten, alles ausblenden und mit Leidenschaft und Power Fußball spielen. Dann klappt es auch. Diese Erfahrung habe ich zumindest gemacht.

Hat Ihnen diese Einstellung auch während Ihrer Verletzungspause geholfen?

Klar, und die Gewissheit, dass mich bisher nichts aus der Bahn geworfen hat. Ich bin immer wieder zurückgekommen - egal, was passiert ist. Meine Maxime lautet: Fußball spielen, Spaß haben.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/heimspiel/?em_cnt=1027327

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Tore am Fließband
Stürmer Naohiro Takahara straft alle Kritiker Lügen

Nach dem erlösenden Dreier auf dem Tivoli gehörte Naohiro Takahara das Rampenlicht. Der Japaner im stürmischen Dienste der Frankfurter Eintracht hatte die Alemannia aus Aachen mit einem hübschen Dreierpack quasi im Alleingang erledigt, und nun wurde Takahara von einem Interview zum nächsten geschoben. "Super, schön, glücklich", sagte er immer und immer wieder. Eigentlich waren Worte überflüssig, um Einblick in sein Seelenleben zu gewinnen. Denn Takahara strahlte wie das berühmte Honigkuchenpferd.

Sechs Tore hat der Angreifer, 27, nun mittlerweile schon für die Eintracht erzielt, in der internen Torschützenlisten hat er damit Ioannis Amanatidis (fünf Treffer) überholt und sich an die Spitze gesetzt. Vor der Saison hätten das viele Skeptiker nicht für möglich gehalten, der flinke Stürmer galt als "Chancentod". In 97 Bundesligaspielen für den HSV hatte er es nur auf 13 Treffer gebracht - für die sechs Tore im Dress der Hessen hat er gerade mal elf Spiele benötigt.

Gerade Trainer Friedhelm Funkel sieht sich bestätigt und rechnet schonungslos mit den Kritikern ab: "Kein Spieler ist so hart wie er kritisiert worden, schon bevor er überhaupt das erste Spiel für die Eintracht bestritten hatte. Taka hat die richtige Antwort gegeben", befindet der Coach und schiebt nach: "Er ist kein Toreverhinderer."

Armin Reutershahn, der Frankfurter Assistenztrainer, war von den Qualitäten des Angreifers schon immer überzeugt, er weiß um Takaharas Fähigkeiten seit seiner Zeit als Co-Trainer beim HSV. Deshalb wollte die Eintracht die Offensivkraft auch in der vergangenen Winterpause schon verpflichten - damals scheiterte der Wechsel, weil der HSV auf seiner Stürmersuche in Europa nicht fündig wurde und nicht mehr bereit war, den 1,80 Meter großen Spieler abzugeben.

Takahara spürt das Vertrauen

Takahara spürt bei der Eintracht das Vertrauen, das er in Hamburg vermisste, vielleicht war die Zeit für einen Tapetenwechsel auch einfach mal reif. In Frankfurt blüht er jedenfalls förmlich auf, seine drei Treffer in Aachen beim 3:2-Sieg waren nicht nur wichtig, sondern auch im Stile eines eiskalten Torjägers erzielt. Dreimal hatte sich Takahara davongeschlichen und jeweils knackige, platzierte und satte Schüsse abgegeben, die unhaltbar im Alemannia-Tor einschlugen. Die 750 000 Euro Ablöse, die die Eintracht an den HSV zahlte, hat sich schon jetzt bezahlt gemacht, und es ist gut vorstellbar, dass die Verantwortlichen des krisengeschüttelten Hamburger Klubs ob der Trefferquote des Japaners die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Takaharas Treffer kommen überdies entscheidende Bedeutung zu. Gegen Leverkusen erzielte er per Kopf den wichtigen Ausgleich (Endstand 3:1), gegen Mönchengladbach (1:0), in Cottbus (1:0) und Aachen brachten allein seine Tore den Sieg. Wenn Takahara trifft, gewinnt die Eintracht. Es ist zudem offensichtlich, dass Takahara als echte Spitze wertvoller ist als auf dem Flügel.

Auch morgen gegen Werder Bremen wird er wieder auf Torejagd gehen. Seine Gegenspieler heißen dann Per Mertesacker und Naldo - ob die echten Toreverhinderer seine Treffer unterbinden können? dur

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/heimspiel/?em_cnt=1027328

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Das letzte Mal

In der 69. Minute eines weitgehend ausgeglichenen Bundesligaspiels zwischen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen unterlief Marko Rehmer der spielentscheidende Fehler. Der Frankfurter Routinier riss Nationalstürmer Miroslav Klose ungestüm am Trikot, der Bremer Angreifer fiel - und der Schiedsrichter entschied folgerichtig auf Strafstoß. Klose lief an und ließ Eintracht-Keeper Oka Nikolov keine Chance. 1:0 für Werder. Die Führung war gleichzeitig der Endstand. Die Frankfurter Rundschau titelte: "Ein Zupfer zu viel" und wertete das Foul Rehmers als "Fehlgriff". Stürmer Ioannis Amanatidis war ungleich härter in seinem Urteil: "Das war eine dumme Aktion."

Sündenbock Rehmer suchte an jenem 1. April 2006 krampfhaft nach Rechtfertigungen, ehe er eingestand: "Es tut mir leid für die Mannschaft." Die hätte an jenem Nachmittag in einer zerfahrenen Partie auf einem gänzlich ramponierten Rasen zumindest ein Pünktchen verdient gehabt. Am Ende stand sie aber mit leeren Händen da.

Friedhelm Funkel hatte seinen zweiten Stürmer, Francisco Copado, geopfert und zwei defensive Dreierketten aufgeboten. "Wenn du gegen Bremen offensiv spielst, kriegst du sechs Stück", erklärte der Coach, der auch nach dem Rückstand von diesem System nicht abwich und fast bis zum Schluss auf Copado verzichtet hat. dur

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/heimspiel/?em_cnt=1027331

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"Ich fiebere mit der Eintracht"
Ex-Profi Andree Wiedener über seine beiden früheren Klubs Frankfurt und Bremen

Heimspiel: Herr Wiedener, nun mal ganz ehrlich, für wen schlägt Ihr Herz morgen? Für die Eintracht oder Werder Bremen?

Andree Wiedener: Ich kann nicht genau sagen, für wen ich bin. Und das meine ich wirklich ernst. Ich fiebere mit der Eintracht, ich bin bei fast jedem Heimspiel. Aber in Bremen habe ich ja von 1987 bis 2002 gespielt. Da ist man innerlich schon zerrissen. Aber ich will es mal so sagen: Die Bremer muss man zurzeit erstmal schlagen, und wenn es die Eintracht schafft, dann hat sie es verdient. Ich hoffe, dass die Eintracht ihre Ziele erreicht und Bremen Meister wird.

Sehr diplomatisch. In Bremen werden Sie noch immer wie ein Held verehrt. Woher kommt diese Wertschätzung?

Zum einen rührt sie daher, dass ich, wie erwähnt, sehr lange in Bremen gespielt habe. Diese Wertschätzung meiner Person gegenüber habe ich mir in den letzten fünf, sechs Jahren dort erarbeitet, weil die Fans meine Leistungen honoriert und ich mich ihnen gegenüber auch gut und volksnah verhalten habe. So, wie ich eben bin. Das haben sie anerkannt.

Aber Sie spielen ja schon seit fast fünf Jahren nicht mehr für Bremen und werden trotzdem noch ausgiebig gefeiert, wenn Sie Werder-Heimspiele - wie jenes neulich gegen Chelsea - besuchen.

Das stimmt. So etwas hat es in Bremen auch noch nicht gegeben, das ist schon sehr außergewöhnlich. Auch nach dem letzten Spiel der Bremer hier in Frankfurt bin ich noch auf eine Fan-Feier von Werder-Anhängern in Hanau gefahren - und wie ich da abgefeiert wurde, das war schon unglaublich. Aber, wie gesagt, ich sehe das als Bestätigung meiner Leistung.

In Frankfurt haben Sie ja anfangs um diese Anerkennung ringen müssen.

Ja, das ist aber bei meinem Spielertyp ganz normal. Ein Wiedener ist halt kein Techniker wie der Alex Meier oder der Markus Weissenberger. Aber im Fußball werden erstmal nur die Offensivaktionen gesehen. Und erst mit der Zeit merken die Leute dann, dass auch Spieler wie ich ganz wichtig sind. Ich habe immer 100 Prozent gegeben und meine Stärken eingebracht. Auch Spieler wie Alex Schur oder Uwe Bindewald, ebenfalls eher rustikale Spielertypen, haben ja lange gebraucht, um den Stellenwert zu erlangen, den sie am Ende hatten. Dabei haben sie fast immer für die Eintracht gespielt. Ich habe mir in viereinhalb Jahren Anerkennung erarbeiten müssen. Am Ende habe ich das geschafft - auch bei Medien und Fans. Das hat mich schon sehr gefreut.

Kitzelt es nicht manchmal in den Füßen, wenn Sie die alten Kameraden spielen sehen?

Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich kicke noch einmal pro Woche mit Freunden in der Halle, aber das war's. Nur wenn ich jetzt die Europapokalspiele sehe, dann juckt es noch, dann tut der Abschied von der Fußballbühne ein bisschen weh. Denn diese internationalen Spiele waren immer Highlights. Ansonsten genieße ich meine Freiheit, ich kann es mir jetzt auch mal erlauben, zum Champions-League-Spiel nach Bremen zu fahren. Das ist schon eine schöne Sache.

Was treiben Sie denn zurzeit den lieben, langen Tag?

Ich werde demnächst in einem Sportgeschäft im Raum Darmstadt als Praktikant anfangen, habe aber eine Aussicht auf eine Einstellung danach. Und ich habe ja meine A-Lizenz als Trainer gemacht. Ich würde gerne irgendwann eine Mannschaft als Coach übernehmen. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

Interview: Ingo Durstewitz

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/heimspiel/?em_cnt=1027332

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Promi-Tipp

An Frankfurt hat Karl-Heinz Riedle, wie er sagt, sehr gute Erinnerungen. "Da habe ich 1988 das entscheidende Tor gemacht", befindet der 42-fache Nationalspieler und denkt an seinen Kopfballtreffer zum 1:0-Sieg bei der Eintracht zurück, mit dem der Allgäuer Werder Bremen drei Spieltage vor Schluss den zweiten deutschen Meistertitel sicherte.

Während Riedle vorne traf, verteidigte damals hinten rechts bei Werder der heutige Trainer Thomas Schaaf. Mit dem Coach steht Riedle, der seit fünf Jahren in Zürich lebt und seit eineinhalb Jahren Sportdirektor bei den Grasshoppers ist, noch in Kontakt. Dass die Bremer in der Gruppenphase der Champions League gegen den FC Chelsea und den FC Barcelona trotz ihres Ausscheidens am Dienstag lange mithalten konnten, nötigt dem Vizeeuropameister von 1992 großen Respekt ab. "Thomas Schaaf leistet seit Jahren Toparbeit", sagt der früher wegen seiner Kopfballstärke gefürchtete Riedle, der bei der WM 1990 als Stürmer Nummer drei hinter Rudi Völler und Jürgen Klinsmann zu vier Einsätzen kam und beim 5:4-Halbfinalsieg im Elfmeterschießen gegen England traf.

Karl-Heinz Riedle traut Bremen die Meisterschaft und der Eintracht einen Mittelfeldplatz zu. Sein Tipp: 1:2

Dass Werder in der Bundesliga an der Tabellenspitze steht, führt der 41-Jährige auch darauf zurück, "dass die Bremer schon seit Otto Rehhagels Zeiten fast keinen Ausfall bei ihren Transfers hatten". Zuletzt sei der Brasilianer Diego wieder ein "Supereinkauf" gewesen. Riedle glaubt, dass die Bremer gute Chancen haben, Meister zu werden. Schwieriger werde es, Torjäger Miroslav Klose zu halten. "Ich denke, dass es bei ihm über kurz oder lang noch zu einem großen Transfer kommt."

Die Eintracht sieht der Eurosport-Kolumnist wieder als feste Größe im deutschen Fußball an. "Trainer Friedhelm Funkel macht das sehr gut. Er hat das Nonplusultra aus dem Team herausgeholt", sagt Riedle und geht davon aus, dass die Hessen am Saisonende im gesicherten Mittelfeld zu finden sein werden. jh

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/heimspiel/?em_cnt=1027333

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Sechs Ohrfeigen
VON THOMAS KILCHENSTEIN, FRANK HELLMANN UND JAN CHRISTIAN MÜLLER

Morgen früh startet Eintracht Frankfurt zum Uefa-Cup-Spiel nach Istanbul. Nur ein Sieg reicht fürs Weiterkommen. Aber wenn Fenerbahce, Erster der türkischen Liga, Mittwoch (20.45 Uhr, DSF) nur annähernd das Leistungsniveau des deutschen Tabellenführers Werder Bremen erreicht, droht der Trip in die Türkei für die hessische Entourage zum Himmelfahrtskommando zu werden. Zu deutlich war Samstag beim 2:6 (1:3) der Leistungsunterschied zwischen Frankfurtern und Bremern, die nach Bochum und Mainz nun schon zum dritten Mal auswärts das halbe Dutzend voll machten.

Die verzagte Eintracht, die zudem noch taktisch die falschen Hilfsmittel verordnet bekommen hatte (siehe nächste Seite), war auf einen wütenden Gegner getroffen, dem eindrucksvoll eine Demonstration der Stärke gelang. "Wir wollten eine Antwort geben, auf die dumme und falsche Kritik nach dem Barcelona-Spiel", sagte Manager Klaus Allofs hinterher und klang dabei unversöhnlich. Auch der überragende Torsten Frings bestätigte die Version, dass es die Mannschaft mächtig gewurmt hätte, "wie schlecht wir nach dem Barca-Spiel weggekommen sind". Speziell die Zweifel, die Mario Basler an der internationalen Klasse von Miroslav Klose gehegt hatte, hatten die Bremer mächtig geärgert. Die Eintracht musste büßen.

Ein Sechserpack als Seelenbalsam für Werder. Und als Signal an Eintracht Frankfurt, dass die Luft weiter oben in der Bundesliga sehr, sehr dünn wird. "Wenn man uns so viel Platz lässt", lästerte Frings, "ist man selbst schuld." Das fanden auch die Frankfurter selbst. "Denen musst du auch mal wehtun", kritisierte der Samstag mit Abstand beste Eintracht-Spieler, Albert Streit, "im Training fegen wir dazwischen, ich weiß nicht, warum wir das hier nicht tun."

Werder erzielte die Tore mit spielerischer Leichtigkeit. Freilich auch unter gütiger Mithilfe vor allem von Marko Rehmer, der seinen Gegenspieler Ivan Klasnic sowohl vor dem 0:1 als auch vor dem 1:2 nicht eng genug markierte, ehe Naldo und Jensen trafen. Auch beim 1:3, wiederum durch den starken Naldo (siehe Volltreffer, Seite 18), ließ Rehmer den Brasilianer bei einer dilettantisch errichteten Abseitsfalle aus den Augen.

Die balltechnische und mannschaftstaktische Überlegenheit der Gäste war derart offenkundig, dass hinterher kein Eintracht-Fan die Finger zum Pfeifen in den Mund nahm. "Auch der emotionale Laie hat ja gesehen", folgerte Vorstandschef Heribert Bruchhagen, "dass die Bremer qualitativ höher anzusiedeln sind als unsere Mannschaft." Aber mussten es deshalb gleich sechs Gegentore sein? Mussten es nicht, sagt Rehmer und ärgerte sich besonders über die beiden späten Bremer Kontertore durch Vranjes und Diego. "Wir hatten uns vorgenommen, nicht so offensiv zu spielen."

Dass es vor 51 400 Zuschauern dann doch anders gekommen war, dass sich die Eintracht ein sehr respektables Eckenverhältnis von 13:5 herausarbeitete und - bei allem Organisationschaos in der Defensive - mutig nach vorn spielte, nahmen die Fans dankbar zur Kenntnis. Dankbarer jedenfalls als Trainer Friedhelm Funkel, ein Überzeugungstäter in Sachen funktionalem Fußball, der die Partie zweier ungleicher Rivalen in einer nie gekannten Gelassenheit verfolgte und später sagte: "Ich habe meine Mannschaft oft gelobt. Das kann ich heute nicht tun."

Ernsthafte Gefahr für das Bremer Tor kam nur dann auf, wenn Albert Streit, der seine Vorlagenstatistik in dieser Saison auf sieben erhöhte, zuvor am Ball gewesen war. Marco Russ (4.), als Libero bisweilen überfordert, und Sotiros Kyrgiakos (81.), in der Bewachung von Miroslav Klose immerhin rechtschaffen, erzielten zwei Kopfballtore nach Standardsituationen. Eine Waffe, die der Eintracht in Istanbul hilfreich sein könnte. Freilich nur dann, wenn die Mannschaft die Hosen nicht schon vor dem Anpfiff gestrichen voll hat und bei Ballbesitz des Gegners anders zur Sache geht als gegen Bremen. "Wir müssen viel mehr miteinander reden", monierte Christoph Spycher, der seine liebe Not mit dem Ideenreichtum des Bremer Dänen Daniel Jensen hatte. "Fehlende Aggressivität", hatte auch Marko Rehmer ausgemacht. "Wir müssen uns einfach mehr wehren", ärgerte sich Torwart Markus Pröll, "es kann doch nicht sein, dass wir die in aller Seelenruhe durch den Fünfer dribbeln lassen." Vorstand Bruchhagen ergänzte nüchtern: " Man hat zu respektieren, dass die Bremer auch zu Toren kommen, wenn sie mit zwei Leuten gegen fünf von uns spielen."

Negative Auswirkungen auf das Spiel in Istanbul befürchtet er indes nicht: "Wir fahren da sowieso als Außenseiter hin." Ganz ähnlich bewertete Präsident Peter Fischer das Gesehene: "Schalke hat bei uns auch schon mal sechs Dinger gekriegt und überlebt. Da überleben wir auch die sechs von Werder. Schließlich haben wir hier gegen den neuen Deutschen Meister verloren." Sieht der Bremer Keeper Tim Wiese, der seinen Patzer beim ersten Gegentor längst verdrängt hatte, übrigens genauso: "Ich weiß überhaupt nicht, wer uns auf dem Weg zur Meisterschaft noch stoppen soll." Friedhelm Funkel hätte da eine Idee: "Die Bayern."

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"In der Abwehr war Holland offen"
Neu formierte Defensive der Eintracht ist dem Bremer Angriffswirbel nicht gewachsen / "Heilloses Durcheinander"
VON THOMAS KILCHENSTEIN

Als Werder Bremen Ende Oktober zuletzt im Rhein-Main-Gebiet hübschen Fußball zelebrierte, schauten die Spieler von Eintracht Frankfurt in einem Münchner Hotel ganz genau zu. Mainz 05 bekam seinerzeit sechs Stück eingeschenkt, auch eingeschenkt, wie man jetzt sagen muss, und eigentlich "wollten wir daraus die Lehren ziehen." Heribert Bruchhagen kann sich noch gut an das halbe Dutzend erinnern, die Mainzer hatten mitspielen wollen, was mächtig schief ging. "Wir wollten uns verbarrikadieren", sagte der Vorstandsvorsitzende. Nach den 90 Minuten vom Samstag muss man sagen: Hat auch nicht so gut geklappt.

Auch in diesem Spiel hatte Trainer Friedhelm Funkel taktisch wieder umgestellt, die individuelle Klasse der Werder-Spieler hatte ihn dazu veranlasst, etwa den bislang nur als Innenverteidiger eingesetzten Aleksandar Vasoski ins defensive Mittelfeld zu beordern - allerdings mit einer klaren Direktive: sich keinen Millimeter von den Fersen Diegos wegzubewegen. Vasoski spielte also Innenverteidiger im Mittelfeld. Das ist nicht die modernste aller taktischen Schulen, andererseits aber auch nicht verboten - und im Grunde drehte der Bremer Brasilianer erst auf, als Vasoski eine Viertelstunde vor Schluss dem Frankfurter Brasilianer, Chris, weichen musste. Funkel nominierte zudem eine Dreierkette mit Marco Russ, Marko Rehmer und Sotirios Kyrgiakos und schaffte es damit, sämtliche vorhandene Innenverteidiger ins Spiel zu bringen. "So", sagte später der bemitleidenswerte Torhüter Markus Pröll ("Heute hatte ich zu wenig Arme und Beine") treffend, "haben wir taktisch noch nie gespielt." Zudem verteidigten Patrick Ochs und Christoph Spycher die beiden Flanken.

Die Eintracht hatte also sechs rein defensive Spieler in ihren Reihen - und trotzdem wirkte die Abwehr so instabil und löchrig wie noch nie in dieser Saison. "In der Abwehr war heute Holland offen", meckerte Ballfänger Pröll. Das letzte Mal, dass die Eintracht sechs Gegentore kassierte, war am 2. März 2001, im Spiel bei Borussia Dortmund (1:6). Phasenweise, sagte Spycher verwundert, herrschte "bei uns ein heilloses Durcheinander". Hat die neue defensive Ausrichtung die Mannschaft mehr verwirrt als genutzt? Nein, sagt Funkel im Brustton der Überzeugung, die Umstellungen hätten keine Auswirkungen gehabt. "Heute konnten wir gegen Werder Bremen nichts machen." Auch Spycher wollte die geänderte Defensivstrategie nicht "als Ausrede" heranziehen. Man hatte aber oft das Gefühl, dass die Abstimmung untereinander nicht stimmte. Beim vorentscheidenden 3:1 durch Naldo spielte die halbe Abwehr auf Abseits, die andere Hälfte nicht, zudem stand Kyrgiakos bei der Flanke falsch. Bisweilen stemmten sich fünf Frankfurter gegen zwei Bremer, doch die Nordlichter schossen trotzdem ihr Tor. "Das muss man akzeptieren", sagt Bruchhagen und zitiert sich der Einfachheit halber selbst. "Die Bundesliga ist eine Drei-Klassengesellschaft." Frankfurt und Bremen, soll das bedeuten, spielen in unterschiedlichen Liegen - wie Bremen und Barcelona, nur ein paar Etagen weiter oben.

Insofern "tat jedes Tor zwar weh" (Bruchhagen), die Welt ging aber durchaus nicht unter in Frankfurt. Man ging relativ emotionslos mit der Schlappe um, mit einem Sieg hatte ohnehin keiner gerechnet. Vielleicht hätte man auf die letzten beide Tore verzichten können, ansonsten gab es keine zwei Meinungen über die Niederlage. "Es reicht bei uns nicht, gegen Spitzenmannschaften bestehen zu können", sagt Bruchhagen (siehe auch Infoboxen).

Seit dem Wiederaufstieg ist der Eintracht ein Erfolg nur gegen Bayer Leverkusen gelungen. "Es gibt keine Ernüchterung", sagt Bruchhagen. Andererseits gelingt es den Hessen umso häufiger, die unmittelbaren Mitbewerber um den Klassenerhalt zu bezwingen. "Das hat durchaus eine gewisse Qualität." Man müsse sich immer wieder die Ansprüche beider Teams vor Augen führen - und Siege gegen Mitkonkurrenten, die so genannten big points, sind allemal wichtiger als einmalige Erfolge gegen einen Spitzenklub. Die Eintracht kennt derlei bittere Siege aus der Vergangenheit zur Genüge.

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/sport/eintracht_frankfurt/?em_cnt=1029214

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«Viererkette, Dreierkette, es gibt auch noch Perlenketten. Ich sage, man soll immer das spielen, was man kann»
© Jörg Berger †


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